„Indikation für orales Kortison nach Sinus-Op. überdenken!“

Patienten mit chronischer Rhinosinusitis (CRS) ohne Nasenpolypen erhalten im Anschluss an eine endoskopische Sinus-Op. meistens auch ein orales Kortikosteroid. Eine placebokontrollierte Studie stellt diese Praxis infrage. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Therapie von CRS-Patienten nach einer endoskopischen Nasennebenhöhlen-Op. beinhaltet häufig auch ein orales Kortikosteroid. Die antiinflammatorische Wirkung soll die Entzündung der sinunasalen Schleimhaut vermindern und damit zu einer verbesserten mukoziliären Clearance beitragen. Ob orale Kortikosteroide auch CRS-Patienten ohne Nasenpolypen (NP) zugutekommen, ist jedoch fraglich, entsprechende Studien fehlten bislang. HNO-Ärzte der Stanford University mahnen nun zu einem kritischen Einsatz. Die Mediziner um Michael Chang haben in einer randomisierten Studie bei CRS ohne NP keinen Nutzen von systemischen Steroiden feststellen können, sondern vielmehr Hinweise auf einen nachteiligen Effekt erhalten. Von den 72 Teilnehmern, die bis zum Ende der Studie dabeiblieben, waren 33 dem Prednison-Arm zugeteilt, sie wurden nach der Op. zwölf Tage lang ausschleichend behandelt; die übrigen 39 erhielten in dieser Zeit ein Placebo. Alle Patienten sollten zusätzlich ein orales Antibiotikum, Fluticason-Nasenspray und Nasenspülungen anwenden. Verglichen wurden die in den beiden Gruppen erzielten Veränderungen im Sinonasal Outcome Test-22 (SNOT-22) und im Lund-Kennedy-Score. Nicht besser als Placebo Das Ergebnis war durchweg negativ: Zwischen den beiden Gruppen gab es zu keinem der Untersuchungszeitpunkte – eine Woche, einen, drei und sechs Monate postoperativ – einen klinisch relevanten Unterschied im SNOT-22-Gesamtscore oder bei der endoskopischen Beurteilung. Auch in den einzelnen Domänen des SNOT-22 fanden sich keine Differenzen – mit Ausnahme der psychologischen Probleme (gefragt wird z. B. nach Traurigkeit, Frustration/Reizbarkeit): Diesbezüglich schnitten die Prednsonpatienten sogar schlechter als die Placebopatienten ab; die Effektstärke wird von den Studienautoren als mittelgradig eingeschätzt. Empfehlung der Redaktion Rhinitis und Sinusitis – Themenseite Rhinitis und Sinusitis – Entzündung der Nasenschleimhaut und Entzündung der Nasennebenhöhlen – sind Thema dieser Übersichtsseite: Diagnostik und leitliniengerechte Therapie ständig aktualisiert. An Nebenwirkungen wurden vor allem Kopfschmerzen, Schlafprobleme und Magenschmerzen berichtet, ohne Unterschied zwischen den Gruppen. Risiko psychischer Probleme „Die Post-ESS-Therapie mit einem oralen Kortikosteroid bietet gemessen am SNOT-22 und am Lund-Kennedy-Endoskopie-Score CRS-Patienten ohne NP keinen größeren Nutzen als eine Placebobehandlung“, fassen die Studienautoren zusammen. Darüber hinaus setze man die Patienten nicht nur den bekannten unerwünschten Folgen von systemischen Kortikosteroidtherapien aus, sondern auch dem Risiko, dass psychische Probleme ausgelöst oder verstärkt würden. „Der Einsatz oraler Kortikosteroide nach endoskopischer Sinuschirurgie sollte überdacht werden“, so Chang et al. Mehr Forschung sei notwendig, um herauszufinden, ob und wie orale Kortikosteroide bei CRS-Patienten ohne NP effektiv eingesetzt werden könnten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Nutzen hat bei CRS-Patienten ohne Nasenpolypen (NP) nach endoskopischer Sinuschirurgie (ESS) eine Kurzzeittherapie mit oralem Prednison? Antwort: Gemessen am SNOT-22 und am Lund-Kennedy-Endoskopie-Score nach bis zu sechs Monaten ist Prednison nicht besser als Placebo. In der psychischen Domäne des SNOT-22 schneiden die Kortisonpatienten sogar schlechter ab. Bedeutung: Die Gabe von oralem Kortison nach ESS sollte überdacht werden. Einschränkung: Kleine Studie an einem einzelnen Zentrum.

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