01.06.2010 | Originalien
Risiko iatrogener neurovaskulärer Verletzung bei proximal dreidimensionaler Verriegelung von Tibiamarknägeln
verfasst von:
PD Dr. M. Hansen, P. Roux, J. Adolph, J. Blum
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Rate an klinisch relevanten neurovaskulären Schäden nach proximaler Tibiamarknagelung ist schwer abschätzbar. Aus diesem Grund sollte in einer prospektiven MRT-Untersuchung das anatomisch begründbare Risiko für Verletzungen in dieser Region eingeschätzt werden.
Material und Methoden
In die Untersuchung eingeschlossen wurden 99 konsekutive Patienten, die zum Ausschluss einer intraartikulären Kniegelenkpathologie eine MRT-Untersuchung (Philips Intera 1,0 Tesla, Philips Medizingeräte, Böblingen, Deutschland) im Institut für Radiologie des Klinikums Worms erhielten. Zunächst wurde die Distanz des Gefäß-Nerven-Bündels (GNB) zur dorsalen Tibiakortikalis (dTK) bestimmt, um abschätzen zu können, wie hoch das Risiko einer Verletzung der vulnerablen Strukturen beim bikortikalen Bohren ist. Die Position des GNB (pGNB) in medialer (+pGNB) und lateraler (−pGNB) Richtung wurde in Bezug zu einer Mittellinie durch das Tibiakopfplateau bestimmt, um damit den Vorteil einer leicht rotierten Nagelinsertion beurteilen zu können.
Ergebnisse
Unter den bestimmten Distanzen wurde der Abstand der dorsalen Tibiakortikalis zum Gefäß-Nerven-Bündel als der wichtigste bzgl. einer möglichen Läsion der vulnerablen Strukturen definiert. Im Mittel betrug dieser Abstand 11,54 (4–21 mm, Standardabweichung [SD] 3,42 mm). In Bezug zur Tibiakopfmittelline wurde die mediale und laterale Position des GNB bestimmt. Die maximale laterale Position betrug 23 mm von der Tibiakopfmittellinie und die maximale mediale Position 6 mm von der Tibiakopfmittellinie. In 9 Fällen lag das GNB medial, in 12 Fällen genau mittig und in den übrigen 69 Fällen lag das GNB lateral der Tibiakopfmittellinie. Im Mittel befand sich das GNB 6,03 mm lateral der Tibiakopfmittelline.
Schlussfolgerung
Die vorliegende Arbeit zeigt, dass die proximale dreidimensionale Verriegelung von Tibiamarknägeln bei Beachtung der korrekten Insertionstechnik unter konsequenter intraoperativer Bildwandlerkontrolle als ausreichend sicher gegenüber iatrogenen Gefäß-Nerven-Schäden anzusehen ist. Eine rotierte Insertion des Nagels zur Vermeidung einer strikten a.p.-Ausrichtung von Schraube nist nicht zu empfehlen.