Erschienen in:
01.10.2013 | Leitthema
Risiko-Nutzen-Verhältnis bei natürlicher Geburt und elektiver Sectio
verfasst von:
Prof. Dr. H. Schneider
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 10/2013
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Zusammenfassung
Der Nutzen einer Sectio bei absoluter Indikation ist für Mutter und Kind so eindeutig, dass eine natürliche Geburt in der Regel nicht in Betracht kommt. Nachdem die elektive Sektio als Eingriff sehr sicher geworden ist, hat die Indikationsstellung eine beträchtliche Ausweitung erfahren, und der Hauptanteil des Anstiegs der Sektiorate der vergangenen Jahre entfällt auf den elektiven Eingriff. Damit kommt einer vergleichenden Nutzen-Risiko-Abwägung besondere Bedeutung zu. Gemessen an seltenen, aber schweren mütterlichen Komplikationen sollte der natürlichen Geburt weiterhin der Vorzug gegeben werden. Andere Kriterien, wie Schutz des Beckenbodens, sind nicht ausreichend belegt, als dass sie als Rechtfertigung für eine elektive Sektio gelten können. Die positiven Effekte des Geburtsstresses der vaginalen Geburt, von denen vor allem das Neugeborene profitiert, finden in der Diskussion des optimalen Entbindungsmodus am Termin zunehmend Beachtung. Während die Bedeutung für die primäre Adaptation weitgehend gesichert ist, sind Langzeiteffekte wie der Schutz vor Allergien und Asthma nicht gesichert. Die Komplexität der Entscheidung für eine der beiden Varianten erfordert eine Expertenberatung, um eine Einverständniserklärung im Sinne eines „informed consent“ zu ermöglichen. Können keine klaren medizinischen Gründe als Indikation für eine Sectio angeführt werden, müssen ethische Konflikte sowie mögliche forensische Konsequenzen bedacht werden.