Erneut keine Hinweise auf Krebsrisiko durch TNF-alpha-Blocker

Erhalten Krebskranke gegen eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) TNF-alpha-Blocker, beschleunigt dies weder die Tumorprogression noch wird das Rezidivrisiko erhöht. Dafür spricht eine retrospektive US-Analyse mit allerdings recht wenigen Betroffenen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die vielfältigen Funktionen von TNF-alpha im Immunsystem nähren immer wieder den Verdacht, die Blockade des Zytokins könnte onkologische Prozesse fördern. Große Analysen mit über 11.000 Personen hätten dafür bislang zwar keine belastbaren Hinweise geliefert, allerdings seien dabei vor allem Personen berücksichtigt worden, bei denen die Krebserkrankung schon länger zurücklag, berichten Gastroenterologinnen und Gastroenterologen um Dr. Ariela Holmer von der Universität New York Langone Health in den USA. Untersuchungen bei Personen mit aktiver Krebserkrankung oder einem vor kurzem überstandenen Tumorleiden seien dagegen selten. Eine solche Untersuchung legt das Team um Holmer nun für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) vor, die während oder kurz nach der Krebserkrankung mit Biologika gegen die CED behandelt worden waren. Auch diese Analyse ergibt keine Hinweise, dass TNF-alpha-Blocker im Vergleich zu anderen Biologika die Krebsprognose verschlechtern. Tendenziell reduziertes onkologisches Risiko Das Team um Holmer hat Angaben des Registers REACH-IBD (Rising Educators Academics and Clinicians Helping IBD) ausgewertet, an dem sich zwölf akademische Zentren in den USA beteiligen. Die Ärztinnen und Ärzte fanden 125 CED-Kranke, die während einer aktiven Krebserkrankung gegen ihre CED behandelt worden waren, 55 von ihnen mit TNF-alpha-Hemmern (Infliximab, Adalimumab, Certolizumab pegol, Golimumab), 40 mit andere Biologika (Vedolizumab, Ustekinumab) und 30 mit Immunmodulatoren (Thiopurine, Methotrexat). Drei von vier CED-Kranken waren an Morbus Crohn erkrankt, die übrigen an Colitis ulcerosa. 23 hatten einen Tumor der Prostata, 22 der Brust, sieben des Kolons und 12 ein Melanom. Empfehlung der Redaktion Morbus Crohn – Themenseite Aktuelle Fachinformationen zum Morbus Crohn hinsichtlich Diagnose, Therapie und Management finden Sie auf unserer Themenseite. Im Laufe von knapp vier Jahren kam es bei 26 Personen zu einer Tumorprogression (21%). Bezogen auf 100 Personenjahre waren rechnerisch 4,4 CED-Kranke mit TNF-alpha-Blockern, 10,4 mit anderen Biologika und 4,2 mit Immunmodulatoren betroffen. Versuchte das Team um Holmer, möglichst ähnliche CED-Kranke zu vergleichen, ergab sich unter TNF-alpha-Blockern eine nichtsignifikante Reduktion des Progressionsrisikos um 24%. Da jedoch nur sehr wenige Personen in die Analyse aufgenommen worden waren, lassen sich gravierende Verzerrungen nicht ausschließen: Vielleicht haben Ärztinnen und Ärzte gerade Personen mit besonders aggressiven Tumoren keine TNF-alpha-Blocker gegeben. Einer ähnlichen Analyse unterzogen die Forschenden um Holmer die Angaben von 170 CED-Kranken, die in den vorhergegangenen maximal fünf Jahren erfolgreich gegen einen Tumor behandelt worden waren und von denen 78 TNF-alpha-Blocker erhielten (45%). Von sämtlichen CED-Kranken entwickelten im Laufe von im Mittel drei Jahren insgesamt 19 ein Rezidiv (11%). Wurden Krebscharakteristika, CED-Merkmale und demografische Faktoren berücksichtigt, war die Rezidivinzidenz unter TNF-alpha-Blockern um 6% und damit nicht signifikant geringer als in den Gruppen mit anderen Biologika oder Immunmodulatoren. Doch auch hier gilt, dass die Zahlen wenig belastbar sind. Letztlich lässt sich nur sagen, dass sich in dieser äußerst kleinen Stichprobe kein Hinweis auf einen onkologisch besonders ungünstigen Verlauf unter TNF-alpha-Blockern ergibt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Verschlechtern TNF-alpha-Blocker die onkologische Prognose bei Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sowie einer aktiven oder kurz zurückliegenden Krebserkrankung? Antwort: Eine kleine US-Analyse findet darauf keine Hinweise. Bedeutung: Größere Studien zur Klärung nötig. Einschränkung: Äußerst kleine Stichprobe, hohes Verzerrungsrisiko.

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