Hilft Vitamin D doch gegen Krebs?

Eine Vitamin-D-Supplementierung scheint zwar vor Tumoren insgesamt nicht zu schützen, aber möglicherweise vor metastasierenden Formen. Darauf deutet eine erneute Auswertung der großen Interventionsstudie VITAL. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Über einen Nutzen von Vitamin D gegen Tumoren wird seit langem diskutiert, nach Daten von In-vitro- und Tierexperimenten hemmt Vitamin D die Karzinogenese und die Tumorprogression, auch gibt es Hinweise, nach denen die Metastasierung durch das Vitamin erschwert wird. In kontrollierten klinischen Studien ließ sich mit Vitamin D die Tumorinzidenz zumeist jedoch nicht senken, in einigen aber zumindest die Tumormortalität. Dies war auch in der großen randomisiert-kontrollierten Studie „Vitamin D and Omega-3 Trial“ (VITAL) mit knapp 26.000 Teilnehmern der Fall: Probanden mit Vitamin-D-Supplementierung erkrankten praktisch genauso häufig neu an Krebs wie solche ohne, die Krebsmortalität war mit der Supplementierung aber um 17% reduziert. Zudem deutete sich ein Nutzen in Abhängigkeit vom BMI an: Dicke profitierten weniger. Präventionsmediziner um Dr. Paulette Chandler von der Harvard Medical School in Boston, USA, haben sich die VITAL-Daten nun noch einmal genauer angeschaut. Ihren Resultaten zufolge erkranken Menschen mit einer Vitamin-D-Supplementierung seltener an fortgeschrittenen Tumoren, allerdings nur dann, wenn sie nicht übergewichtig oder adipös sind. 38% weniger fortgeschrittene Tumoren bei Normalgewichtigen An VITAL nahmen Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren teil, die bis dato weder einen Tumor noch eine kardiovaskuläre Erkrankung aufwiesen. Jeweils ein Viertel bekam Vitamin D3 (2000 IU/d), Omega-3-Fettsäuren (1 g/d), beides oder Placebo. Die Probanden wurden dazu angehalten, keine weiteren hochdosierten Vitamin-D- und Fischölpräparate zu sich zu nehmen. Empfehlung der Redaktion Ernährung bei Krebspatienten – Themenseite Fettarm bei Brustkrebs, ketogen bei urologischen Tumoren? Und kurzzeitig fasten, um die Chemotherapie verträglicher zu machen? Auf unserer Themenseite finden Sie Übersichten, kommentierte Studienreferate und News zur Ernährung bei Krebspatienten. Zu Beginn erreichten die Teilnehmer ein durchschnittliches Alter von 67 Jahren, 51% waren Frauen, rund 70% übergewichtig oder adipös. Die anfangs gemessenen Vitamin-D-Serumwerte waren mit 31 ng/ml 25-Hydroxy-Vitamin D immerhin recht gut und die allermeisten Probanden hatten schon mal an einem Brust- oder Prostatakrebsscreening sowie einem Darmkrebsscreening teilgenommen. Während der Nachbeobachtungsdauer von 5,3 Jahren erkrankten insgesamt 1617 Teilnehmer an invasiven, 500 an tödlichen oder metastasierten Tumoren. Letzteres betraf 226 Personen mit Vitamin-D-Supplementierung (1,7%) sowie 274 ohne (2,1%) – eine absolute Differenz von 0,4 Prozentpunkten. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und weiteren Begleitfaktoren ergibt sich daraus eine Risikoreduktion um 17% zugunsten der Vitamin-D-Supplementierung, diese erwies sich jedoch nur knapp als statistisch signifikant (p = 0,04). Deutliche Unterschiede fanden die Experten um Chandler jedoch in Abhängigkeit vom BMI: Normalgewichtige mit Vitamin D wiesen eine um 38% geringere Rate fortgeschrittener Tumoren auf als Normalgewichtige ohne die Vitamin-Supplementierung. Unter den Übergewichtigen mit Vitamin D war die Rate nur noch um nichtsignifikante 11% verringert, bei adipösen um nicht signifikante 5% erhöht. Der Effekt hing jedoch nicht von den Vitamin-D-Spiegeln zu Beginn der Studie ab, auch Geschlecht und Ethnie waren nicht relevant. Keinen Einfluss auf die Inzidenz fortgeschrittener Tumoren zeigte sich für die Supplementierung mit Omega-3-Fetten. Nach diesen Daten scheinen also nur Normalgewichtige von der Vitamin-D-Supplementierung zu profitieren. Die Forscher um Chandler vermuten, dass Übergewicht die Immunfunktion stört und dadurch den Nutzen der Vitamin-D-Supplementierung aufhebt. Es könnte aber auch schlicht sein, dass bei dickeren Probanden Verdünnungseffekte auftreten: Dieselbe Dosis des fettlöslichen Vitamins führt bei ihnen möglicherweise zu geringeren Serumspiegeln. Letztlich beruhen die festgestellten Effekte aber auf sehr geringen Unterschieden bei der Zahl fortgeschrittener Tumoren. Auch der Zufall könnte daher mitgespielt haben. Das Wichtigste in Kürze Frage: Hilft Vitamin D bei der Tumorprävention? Antwort: In der Studie VITAL traten unter einer Vitamin-D-Supplementierung zwar nicht weniger Tumoren auf, aber weniger metastasierte und tödliche Geschwülste, dies primär bei Normalgewichtigen. Bedeutung: Normalgewichtige, aber nicht Übergewichtige und Adipöse, könnten von einer Vitamin-D-Supplementierung mit 2000 IU/d profitieren. Einschränkung: Geringe absolute Unterschiede – Zufallsergebnis möglich.

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