Die papulopustuläre Rosazea und die Demodikose werden eigentlich als zwei verschiedene Krankheiten betrachtet. Die Autoren einer aktuellen Studie hinterfragen allerdings diese Definition und stellen die Hypothese auf, dass es sich dabei um zwei Phänotypen derselben Hauterkrankung handeln könnte.
Laut National Rosacea Society (NRS) müssen zwei Kriterien vorliegen, um eine papulopustuläre Rosazea (PPR) zu diagnostizieren: persistierende Erytheme und Knötchen bzw. Eiterbläschen. Patienten mit Papeln/Pusteln im Gesicht leiden zwar unter einer Rosazea – zeigt diese allerdings keine persistierenden Erytheme, ist die Defintion „PPR“ nicht gegeben. Manche Experten bezeichnen dies dann als „Rosazea-ähnliche Demodikose“.
Eine Rosazea wird als eine Störung der angeborenen oder adaptiven Immunität betrachtet. Diese Immunreaktionen könnten jedoch, so die Ansicht mancher Mediziner, durch ein abnormes Wachstum der Demodex-Milbe ausgelöst werden – die wiederum bekannt dafür sind, auch eine Demodikose zu verursachen [1,2].
Demodex-Milbe in beide Krankheitsbilder involviert
Bisher werden die PPR und die Rosazea-ähnliche Demodikose als zwei verschiedene Entitäten angesehen. Die Autoren einer neuen Studie [1] stellen allerdings die Hypothese auf, dass es sich um dieselbe Erkrankung mit zwei Phänotypen handelt – zum einen, weil die beiden Erkrankungen histopathologisch nicht voneinander zu unterscheiden sind; zum anderen weil Patienten oft Merkmale beider Dermatosen zeigen. Außerdem sei bereits bekannt, dass Patienten mit PPR eine höhere Dichte an Demodex-Milben aufweisen als Menschen mit gesunder Haut; und es gibt nur selten PPRs ohne Milbenbefall – was laut Autoren wiederum dafür spreche, dass die Milben bei der Entstehung der PPR, wie auch bei der Demodikose, eine Rolle spielen. Wären PPR und Rosazea-ähnliche Demodikose jedoch tatsächlich zwei verschiedene Erkrankungen, so müsste es Unterschiede im Milbenbefall der Haut geben. Bisher gibt es keine Untersuchung, in der die Dichte der Milben direkt zwischen den beiden Erkrankungen verglichen wurde.
Erytheme und Milbendichte
In ihrer neuen retrospektiven Studie untersuchten die Autoren daher 242 Patienten mit Papeln/Pusteln im Gesicht, die entweder zusätzliche Erytheme aufwiesen (n = 215) oder nicht (n = 27). Sie fanden heraus, dass Probanden mit zusätzlichen Erythemen eine höhere Dichte an Demodex-Milben aufwiesen.
Zusätzlich wurde eine Subgruppenanalyse mit 132 Patienten, die kürzlich keine Therapie erhalten hatte, durchgeführt. Hier litten 120 unter persistierenden Erythemen, 119 hatten kleine oberflächliche Papeln/Pusteln, 124 wiesen einen Rand um die Haarfollikel herum auf. Bei 105 Probanden wurden alle drei Merkmale beobachtet. Auch hier hatten diejenigen Patienten mit persistierenden Erythemen eine höhere Milbendichte als diejenigen ohne diese Eigenschaft.
Fallbeispiel
Die Autoren beschreiben zusätzlich den Fall einer Patientin, bei der zunächst eine Rosazea-ähnliche Demodikose festgestellt worden war. Sie erhielt eine geeignete Therapie, woraufhin die Symptome verschwanden und sich der Milbenbefall normalisierte. Etwa 2,5 Jahre später suchte die Patientin erneut die Klinik auf. Die Pusteln/Papeln im Gesicht waren zu diesem Zeitpunkt größer als bei der Erstdiagnose, außerdem litt sie unter persistierenden Erythemen. Beides deutete dieses Mal auf eine PPR hin.
Fazit
Da PPR und Rosazea-ähnliche Demodikose denselben Grad an Milbenbefall zeigen, deutet dies laut Autoren darauf hin, dass beide Erkrankungen, nicht nur die Rosazea-ähnliche Demodikose, von Milben ausgelöst werden. Es könnte sich daher um dieselbe Erkrankung mit zwei Phänotypen handeln. Die Autoren fordern, dass die Definition einer papulopustulösen Rosazea überarbeitet wird.
Andere Experten zeigen jedoch Mängel der Studie auf. Tatu et al. schreiben beispielsweise, dass die Studie nur die Demodex-Milbe, und nicht andere Endosymbionten, die bei der Rosazea eine Rolle spielen, betrachtete [3]. Außerdem stellen sie die Frage, ob topische Kortikosteroide nicht möglicherweise zu einer Vergrößerung der Milbenpopulation führen können und eine Demodikose daher oft eigentlich als eine steroid-induzierte Rosazea-ähnliche Dermatitis bezeichnet werden müsse. Dennoch befürworten Tatu und Kollegen die Theorie, dass PPR und Rosazea-ähnliche Demodikose ein und dieselbe Erkrankung sein könnten – weitere Untersuchungen seien jedoch notwendig, um dies tatsächlich zu beweisen.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Inwiefern spielt die Demodex-Milbe bei der papulopustulösen Rosazea eine Rolle? Wie stark ist der Milbenbefall der Haut im Vergleich zur Demodikose? Könnten die Krankheiten möglicherweise ein und dieselbe Erkrankung darstellen? Antwort: Beide Erkrankungen wiesen in der Studie dasselbe Ausmaß an Milbenbefall auf. Bedeutung: Die papulopustulöse Rosazea und die Demodikose könnten laut Autoren dieselbe Krankheit mit zwei unterschiedlichen Phänotypen sein. Einschränkungen: Keine Untersuchung weiterer Endoparasiten; der Einfluss von Kortikosteroiden wurde nicht überprüft |