Erschienen in:
10.07.2018 | Rückenschmerzen | Schwerpunkt
Avoidance-Endurance Fast-Screen (AE-FS)
Inhalts- und Vorhersagevalidität eines 9‑Item-Screeninginstruments für Patienten mit unspezifischen subakuten Rückenschmerzen
verfasst von:
S. V. Wolff, R. Willburger, D. Hallner, A. C. Rusu, H. Rusche, T. Schulte, M. I. Hasenbring
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
In der in Leitlinien empfohlenen Erfassung psychosozialer Risikofaktoren („yellow flags“) für chronische Rückenschmerzen fehlen bisher ökonomische Instrumente, die neben Disstress und ängstlich-meidender Schmerzverarbeitung auch Aspekte suppressiver Verarbeitung berücksichtigen und damit eine individualisierte Beratung ermöglichen.
Ziel
Ziel der Studie war es, ein auf dem Avoidance-endurance-Modell basierendes Kurzscreening zu entwickeln, das eine gute prospektive Validität für Schmerzintensität und Beeinträchtigung aufweist.
Material und Methoden
144 konsekutive Patienten mit subakuten (<3 Monate) Rückenschmerzen wurden in 7 allgemeinärztlichen und 5 orthopädischen Praxen rekrutiert. Über Korrelations- und ROC-Analysen wurde der 9 Items umfassende Avoidance-Endurance Fast-Screen (AE-FS) aus einem früheren Langscreening gewonnen und hinsichtlich der Subgruppenzuordnung mit Cohens Kappa überprüft. Nach 6 Monaten erfolgte eine postalische Nachbefragung, an der 124 Patienten (86 %) teilnahmen. Endpunkte waren Schmerzintensität und schmerzbedingte Beeinträchtigung.
Ergebnisse
Die Subgruppenzuordnung nach dem Kurz- und Langscreening wies mit 0,71 (Cohens Kappa) eine bedeutende Übereinstimmung auf. Prospektiv weist der AE-FS eine hohe Sensitivität (82 %) bei einem hohen positiven prädiktiven Wert (80 %) und moderaten negativen prädiktiven Wert (61 %) für die Früherkennung zukünftiger Schmerzen auf. Die Receiver-operating-curve(AUC)-Charakteristika (95 %-Konfidenzintervall) lagen bei 0,70 (0,60–0,80) und für Beeinträchtigung im PDI („Pain Disability Index“) bei 0,70 (0,55–0,87).
Diskussion
Der 9‑Item-AE-FS zeigte in der primärärztlichen Versorgung von Patienten mit subakuten Rückenschmerzen eine zufriedenstellende Validität für die Vorhersage von Schmerz und Beeinträchtigung. Die Differenzierung der Hochrisikopatienten hinsichtlich ängstlich-meidender oder dysfunktional suppressiver Schmerzverarbeitung erlaubt dem Arzt eine individualisierte Beratung mit dem Ziel der Wiederherstellung einer gesunden Balance zwischen Schonung und Belastung.