Erschienen in:
01.10.2020 | Rückenschmerzen | Leitthema
Rationale manuelle Therapie in der Akutsprechstunde am Beispiel des akuten unspezifischen unteren Rückenschmerzes
Ein Diagnostik- und Therapiekonzept (2 + 2-Schema)
verfasst von:
Dr. med. Wolfgang Rachold
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 6/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland kommen akute unspezifische untere Rückenschmerzen (aLBP) häufig vor. Akut bedeutet hier eine Beschwerdedauer von maximal 6 Wochen. Die aktuelle Leitlinie bewertet manuelle Therapie (MT) mit „kann eingesetzt werden“. Es existiert kein geeignetes manualtherapeutisches Untersuchungs- und Therapieschema, das folgende Bedingungen erfüllt: schnelle Durchführbarkeit durch den Arzt sowie Verbesserung von Schmerzen und Beweglichkeit.
Fragestellung
Präsentation und Diskussion eines definierten, therapeutisch effektiven MT-Akutschemas (2 + 2-Schema), das dem limitierten Zeitbudget (Gesamtdauer ca. 6 min) der Akutsprechstunde gerecht wird. Die Durchführung erfolgt durch den behandelnden Arzt.
Material und Methoden
Auf Basis des bewährten Behandlungsablauf des ÄMM wurde ein manualtherapeutisches Konzept entwickelt, das zeitlich in der Akutsprechstunde gut umsetzbar ist und Strukturen behandelt, deren Reizung die Schmerzwahrnehmung und Beweglichkeit positiv beeinflussen können: zwei aktive Triggerpunkte (TrPs) und zwei in der gestörten Region gelegene Gelenke. Bei Vernetzung mit anderen Körperregionen wird das 2 + 2-Schema nicht angewandt.
Diskussion
Die manualtherapeutische Reizung von TrPs und Gelenken kann zu einer Beeinflussung des segmentalen und zentralen Erregungsniveaus führen. Die relativ kurze Beschwerdedauer der Patienten lässt eine regionale MT-Diagnostik und Therapie zu, weil eine Vernetzung mit anderen Körperregionen wahrscheinlich noch nicht stattgefunden hat. Das 2 + 2-Schema soll möglichst nur einmal eingesetzt werden. Bei fehlendem Therapieerfolg ist die Diagnose zu überprüfen. Das Akutschema ist ausschließlich für aLBP anwendbar. Weitere (Versorgungs‑)Studien sind notwendig, um die Evidenz dieses Diagnostik- und Therapieregimes zu untersuchen.