Wassergymnastik versus Wärme bei Rückenschmerz – And the winner is...

Wassergymnastik scheint Patienten mit Rückenschmerzen gut zu tun: In einer chinesischen Studie schnitt das Aquatraining zumindest bei leichteren Schmerzen deutlich besser ab als eine Kombi aus TENS und Wärmetherapie. Ob der Effekt jedoch explizit auf das Trainieren im Wasser oder eher auf die Bewegung an sich zurückzuführen ist, bleibt unklar. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wasser ist laut den Forschern um Meng-Si Peng von der Shanghai University of Sport ein ideales Medium für ein Trainingsprogramm: „Es gibt Auftrieb, es speichert Wärme und gibt diese an den Körper weiter.“ Um herauszufinden, inwieweit Rückenschmerzpatienten von einer solchen Trainingsform profitieren, ließen sie 56 Patienten zweimal die Woche jeweils eine Stunde Wassergymnastik machen, drei Monate lang. Die Vergleichsintervention, die die Forscher für ihre randomisierte Studie wählten, war allerdings speziell: Sie bestand aus einer Kombi aus transkutaner elektrischer Nervenstimulation (TENS) und Wärme spendendes Infrarotlicht, beides nacheinander über jeweils 30 Minuten auf die schmerzenden Stellen appliziert. Auch in dieser Gruppe (n = 57) erfolgte die Anwendung zweimal wöchentlich über insgesamt drei Monate. Nach drei, sechs und zwölf Monaten wurde geschaut, welchen Effekt die jeweilige Maßnahme auf Alltagsfunktionen (primärer Endpunkt) und Schmerzen hatte. Erstere wurden mit dem Roland-Morris-Disability-Fragebogen gemessen, Letztere mithilfe einer numerischen Rating-Skala mit höchstens 10 erreichbaren Punkten. Wassergymnastik zu allen Zeitpunkten überlegen Ergebnis: Die professionell angeleitete Wassergymnastik schnitt beim primären Endpunkt zu allen Zeitpunkten signifikant besser ab als die physikalischen Maßnahmen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Bewegungseinschränkungen deutlich stärker abgenommen, mit einem Unterschied von 1,77, 2,42 und 3,61 Punkte auf der 24-Punkte-Skala nach einem Viertel-, einem halben bzw. einem Jahr. Der Ausgangswert hatte in beiden Gruppen bei über 8 gelegen, nach einem Jahr waren 3,5 bzw. 6,7 Punkte erreicht. Signifikant war auch der Effekt des Aquatrainings auf die Schmerzen: Schmerzspitzen konnten im Vergleich um zusätzliche 0,79, 1,34 bzw. 2,04 Punkte abgemildert werden, durchweg signifikante Unterschiede zwischen den Interventionen gab es auch bei den Schmerzen im Wochendurchschnitt. Allerdings waren die Schmerzen in beiden Interventionsgruppen zu Beginn nicht sehr stark gewesen, der Wochenschnitt ergab einen Punktwert von jeweils 4 auf der 10-Punkte-Skala, bei den Schmerzspitzen wurde ein Wert von 5,5 nicht überschritten. Dies schränkt, wie auch Peng und Kollegen anmerken, die Aussagekraft der Studie ein. Nach Peng und Kollegen hatte das Training im Wasser aber für einen besseren Schlaf und eine insgesamt bessere Lebensqualität gesorgt als die physikalische Therapie, das zeigten die Ergebnisse im Pittsburgh Sleep Quality Index und im 36-item Short-form Health Survey. Und schließlich habe man auch in der Tampa Scale for Kinesiophobia und dem Fear-Avoidance-Beliefs-Fragebogen deutliche Effekte gesehen. Diese Skalen messen Ängste in Zusammenhang mit Bewegung bzw. das Vermeidungsverhalten der Patienten. Unterschiede klinisch relevant Wie die Forscher betonen, waren die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nicht nur signifikant, sondern auch klinisch relevant. Bei den jeweiligen Schmerzkategorien hatten in der Gruppe mit Wassergymnastik deutlich mehr Patienten als in der Vergleichsgruppe den Schwellenwert (Verbesserung um mindestens 2 Punkte) überschritten. Das galt auch für die Bewegungseinschränkung, bei der eine Verbesserung um mindestens 5 Punkte als klinisch relevant angesehen wurde. In der Aquatrainingsgruppe waren außerdem deutlich mehr Teilnehmende bereit, die Intervention an Leidensgenossen mit Rückenschmerzen weiterzuempfehlen (93% gegenüber 77%). In dieser Gruppe hatten fünf Teilnehmer einen insgesamt sehr starken Nutzen angegeben, in der Vergleichsgruppe dagegen kein einziger. In beiden Gruppen gab es allerdings auch Patienten, bei denen die Therapie ihrerseits Schmerzen hervorgerufen hatte, entweder am Rücken oder an anderen Stellen (3,6% gegenüber 7,0%). Was fehlte, war ein Vergleich mit einer Sportgruppe an Land. Da die Gruppe mit physikalischer Therapie keinerlei Bewegungsprogramm absolviert hatte, lässt sich schwer sagen, worauf die Vorteile des Wassersports beruhten, auf dem Medium Wasser oder doch vor allem auf der Bewegung für sich genommen. Diesen Zusammenhang zu untersuchen bleibt Aufgabe für zukünftige Studien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Langzeiteffekt von Wassergymnastik bei Rückenschmerzen im Vergleich zu TENS plus lokaler Wärmetherapie. Antwort: Der Effekt auf Alltagsfunktionen (primärer Endpunkt) und Schmerzen war in der Wassersportgruppe deutlich ausgeprägter. Bedeutung: Gegenüber physikalischen Maßnahmen scheint die Wassergymnastik überlegen zu sein. Einschränkung: Rückenschmerzen in beiden Gruppen nicht sehr ausgeprägt; Vergleichsgruppe ausschließlich passiv behandelt.

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