16.05.2019 | Rückenschmerzen | Originalien
Interdisziplinär-multimodales sektorenübergreifendes Assessment und bedarfsorientierte Steuerung für Patienten mit Rückenschmerzen
Prospektive Evaluation eines integrierten Versorgungsprojekts
verfasst von:
K. Bienek, U. Marnitz, W. Seidel, C. Seifert, B. von Pickardt, Dr. G. Lindena
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 3/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Rückenschmerzen sind häufig, oft andauernd und dann mit Beeinträchtigung in Alltag und Arbeit sowie Hilfeersuchen im Gesundheitswesen verbunden. Die Analyse des Behandlungsbedarfs und die sektorenübergreifende Steuerung dieser Patienten mit Chronifizierungsrisiko sind ein zentrales Versorgungsproblem.
Ziel der Arbeit
Schmerzen, Beeinträchtigung und Folgen von andauernden Rückenschmerzen sollten durch ein interdisziplinäres multimodales Assessment und anschließende bedarfsorientierte sektorenübergreifende Steuerung verbessert werden.
Methoden
1638 arbeitsunfähige Patienten erhielten im Rahmen eines Selektivvertrags mit ihrer Krankenkasse (KK) ein Assessment in Rückenzentren (RZ) und ggf. interdisziplinär multimodale Therapieprogramme bei entsprechendem Bedarf. Dieses basierte auf dem Deutschen Schmerzfragebogen (DSF) und dem Befund der ausführlichen Untersuchung durch Arzt, Physiotherapeut und Psychologe. 832 Patienten antworteten nach 6 und/oder 12 Monaten auf die Nachbefragung bezüglich änderungssensitiver Erfolgskriterien.
Ergebnisse
Die Patienten waren zu Beginn 62,5 Tage arbeitsunfähig und 53,3 % hatten eine Schmerzdauer bis zu 1 Jahr. 1447 Patienten (88,3 %) erhielten ein intensives interdisziplinär multimodales Programm, entweder ganztags mindestens 120 h in 4 Wochen (n = 1030), 60 h (n = 224), 48 h über 3 Monate berufsbegleitend (n = 87) oder ca. 17 Tage stationär (n = 106). Die Effektgrößen der Erfolgskriterien waren in allen Gruppen vergleichsweise sehr gut.
Diskussion
Ein interdisziplinäres multimodales Assessment erlaubt eine bedarfsorientierte Steuerung mit einem DSF-Summenscore und einem Befundscore. So können in allen intensitätsgestuften Therapieoptionen Folgen von Rückenschmerzen reduziert werden. Die bedarfsorientierte Steuerung setzt ein differenziertes Angebot voraus und eine ausreichende Intensität für besonders stark beeinträchtigte Patienten. Eine zeitnahe Kommunikation zwischen KK, RZ und regionalen „Regelversorgern“ sowie die projekt- und patientenbezogene Dokumentation sind essenziell für ein solches Projekt.