Erschienen in:
01.05.2006 | Originalien
Rückfallprognosen bei Sexualstraftätern — Vergleich der prädiktiven Validität von Prognoseinstrumenten
verfasst von:
Dr. C. Stadtland, M. Hollweg, N. Kleindienst, J. Dietl, U. Reich, N. Nedopil
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 5/2006
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Rückfallprognosen von 134 Sexualstraftätern, die aus drei verschiedenen Stichproben stammten, wurden retrospektiv mit Hilfe der Prognoseinstrumente HCR-20, SVR-20, Static-99 und PCL-R eingeschätzt. Nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 9 Jahren wurde die Prognose durch Auswertung der Bundeszentralregisterauszüge evaluiert. Die Auswertung erfolgte mit Hilfe von ROC-Statistiken und Überlebensanalysen. Der Static-99 erreichte die größte prädiktive Validität (AUC 0,710; KI 0,621–0,799 bzw. AUC 0,721, KI 0,624–0,818 ohne Therapieabbrecher). Die Validität des SVR-20 war geringfügig schlechter (AUC 0,646). Die Vorhersagekraft der übrigen Instrumente und ihrer Untergruppen (PCL-R, HCR-20) fiel demgegenüber mit Ausnahme der historischen Items des HCR-20 weiter ab. Kaplan-Meier-Überlebensanalysen zeigten für den Static-99 und den SVR-20 einen hoch signifikanten Zusammenhang mit den Zeitpunkten der Rückfälle. Allerdings führte ein alleiniger Einsatz des Static-99 und SVR-20 in bis zu zwei Dritteln der Fälle zu „falsch-positiven“ Einschätzungen. Bei zwei von drei Tätern wurde mit Hilfe der Instrumente ein Rückfall vorausgesagt, obwohl er tatsächlich nicht eintrat.