Gleichzeitige Adnexektomie für prämenopausale Frauen riskant

Die bei einer Hysterektomie aus benigner Indikation gleichzeitig erfolgende bilaterale Salpingo-Oophorektomie senkt das Risiko für Ovarialkarzinome. In Abwesenheit einer individuellen Gefährdung sollte man sich den Eingriff jedoch gut überlegen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die prophylaktische bilaterale Salpingo-Oophorektomie (BSO), vorgenommen während einer Hysterektomie vor dem Hintergrund einer gutartigen Erkrankung, hat für Frauen mit hohem Risiko für ein Ovarialkarzinom zweifellos einen Nutzen. Ob diese Maßnahme auch für Frauen taugt, die sich nicht in einer gefährdeten Situation befinden, ist weniger klar. Mathilde Gottschau vom Forschungszentrum des Dänischen Krebsinstituts hat zusammen mit einer Forschungsgruppe Registerdaten von knapp 143.000 Frauen im Alter ab 20 Jahren analysiert, die sich in den Jahren 1977 bis 2017 einer Hysterektomie aus benigner Ursache unterzogen hatten. Bei rund 23.000 wurde gleichzeitig eine BSO vorgenommen. Dabei zeigten sich Nachteile der BSO. So erhöht eine BSO vor der Menopause das kardiovaskuläre Risiko. In der Perimenopause und frühen bzw. späten Postmenopause steigt das Krebsrisiko. Auch die Mortalität insgesamt liegt nach BSO höher, signifikant jedoch nur für Frauen in der Perimenopause. Einen Nutzen aus der BSO ziehen offenbar Frauen in der späten Postmenopause mit Blick auf die 20-Jahres-Mortalität. Ergebnisse nach Menopausenstatus Im Einzelnen lauten die signifikanten Ergebnisse: Frauen vor der Menopause (< 45 Jahre): Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen nach Hysterektomie ohne BSO betrug auf zehn Jahre berechnet 3,6%, mit BSO 4,8% mit einer Risikodifferenz von 1,2 Prozentpunkten. Auf 20 Jahre gerechnet lag das kardiovaskuläre Risiko bei 11,1% gegenüber 13,2%. Frauen in der Perimenopause (45–54 Jahre): Das Krebsrisiko (alle Entitäten zusammengenommen) für die kommenden zehn Jahre nach Hysterektomie ohne BSO lag bei 6,4%, mit BSO bei 7,1%, ein Unterschied von 0,7 Prozentpunkten. Die Zehn- und 20-Jahres-Mortalität waren nach BSO mit 2,8% vs. 3,6% und 10,2% vs. 11,2% ebenfalls erhöht. Frauen in der frühen Postmenopause (55–64 Jahre): Das Krebsrisiko auf zehn Jahre betrachtet stieg von 10,1% ohne auf 12,0% mit BSO. Frauen in der späten Menopause (≥ 65 Jahre): Das Krebsrisiko erreichte auf zehn Jahre gesehen 13,5% ohne und 16,0% mit BSO, auf 20 Jahre betrachtet 20,0% und 24,6%. Die 20-Jahres-Mortalität indessen sank von 75,2% ohne auf 71,9% mit BSO. Das Risiko speziell für Ovarialkarzinome reduzierte sich nach BSO erwartungsgemäß in allen Altersgruppen deutlich. Im Übrigen schwächte sich der Anstieg des Krebsrisikos in den Analysen ab, wenn die Aufnahme einer Hormontherapie berücksichtigt wurde. Ein Manko der Studie ist die rein am Lebensalter festgemachte Einteilung der Frauen in die prä-, peri- und postmenopausalen Gruppen. Angaben zum tatsächlichen Zeitpunkt der Menopause lagen nicht vor. Auch das Fehlen von Daten zur genetischen Prädisposition, etwa zum BRCA-Status, schränkt die Aussagekraft der Studienresultate ein. „Diese Registerstudie bestätigt, dass für Frauen vor der Menopause die abträglichen Effekte einer BSO im Zuge einer Hysterektomie aus benigner Ursache den potenziellen Nutzen aufwiegen“, resümieren Gottschau und Kollegen ihre Ergebnisse. Zudem sprächen das Fehlen eines klaren Überlebensvorteils und das erhöhte Krebsrisiko für Frauen nach der Menopause dafür, in dieser Patientinnengruppe mit Vorsicht an die Entscheidung für einer BSO heranzugehen. In der inzwischen abgelaufenen deutschen Leitlinie zur Hysterektomie bei benignen Erkrankungen wird keine Empfehlung für die routinemäßige Adnexektomie im Zuge einer Hysterektomie ausgesprochen. Stattdessen heißt es: „Eine prophylaktische beiderseitige Adnexektomie kann mit unerwünschten Langzeitnebenwirkungen assoziiert sein. Sie bedarf einer gesonderten Aufklärung.“ Eine neue „S3-Leitlinie zu Diagnostik und Therapie von benignen Erkrankungen der Gebärmutter“ soll Ende dieses Jahres fertiggestellt sein. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was ergibt die Abwägung von Nutzen und Risiken einer prophylaktischen bilateralen Salpingo-Oophorektomie im Zuge einer Hysterektomie bei benignen Erkrankungen, wenn die Patientinnen kein spezielles Risiko aufweisen? Antwort: Für Frauen vor der Menopause wiegen die abträglichen Effekte einer Adnexektomie im Zuge einer Hysterektomie aus benigner Ursache den potenziellen Nutzen auf. Die Indikation sollte auch für Frauen nach der Menopause vorsichtig gestellt werden. Bedeutung: Die Daten der dänischen Registerstudie sprechen nicht für eine routinemäßige Adnexektomie bei Frauen, die sich einer Hysterektomie aus benigner Ursache unterziehen. Einschränkung: Der Menopausenstatus der Studienpatientinnen wurde nur am Alter festgemacht, Daten zur genetischen Disposition (BRCA) fehlten.

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