Ätiologie und Prävalenz
Klinische Manifestationen beim SAPHO-Syndrom
Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica (SHPP) und Abortivformen
Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO) und Abortivformen
Weitere Abortiverkrankungen
Diagnose
Benhamou et al. (1988) | Mindestens 1 der folgenden 4 Bedingungen: |
(1) Osteoartikuläre Manifestationen von Acne conglobata, Acne fulminans oder Hidradenitis suppurativa | |
(2) Osteoartikuläre Manifestationen von ppP | |
(3) Hyperostose (des ACW, der Gliedmaßen oder der Wirbelsäule) mit oder ohne Dermatose | |
(4) CRMO mit Beteiligung des axialen oder peripheren Skeletts mit oder ohne Dermatose | |
Kahn und Kahn (1994) | Mindestens 1 der folgenden 3 Bedingungen: |
(1) Chronisch rezidivierende multifokale sterile und axiale Osteomyelitis mit oder ohne Dermatose | |
(2) Akute, subakute oder chronische Arthritis in Verbindung mit ppP, pustulöser Psoriasis oder SA | |
(3) Jegliche sterile Osteitis in Verbindung mit ppP, pustulöser Psoriasis oder SA | |
Kahn (2003) | Mindestens 1 der folgenden 5 Bedingungen: |
(1) Knochen-Gelenk-Beteiligung in Verbindung mit ppP und Psoriasis vulgaris | |
(2) Knochen-Gelenk-Beteiligung in Verbindung mit SA | |
(3) Isolierte sterile Hyperostose/Osteitis | |
(4) CRMO (Kinder) | |
(5) Knochen-Gelenk-Beteiligung in Verbindung mit chronischen Darmerkrankungen | |
Ausschluss: infektiöse Osteitis, tumoröse Knochenveränderungen, nichtentzündliche kondensierende Läsionen des Knochens |
Gruppe | Diagnose | Erklärung |
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I | Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica (SHPP) | Obligate Trias aus palmoplantarer Pustulose, sternokostoklavikulärer Hyperostose und einer (hyperostotischen) Spondylarthritis |
II | Isolierte oder oligosymptomatische Formen der sternokostoklavikulären Hyperostose (SCCH) | Abortivform zu I. Oftmals in Kombination mit Symptomen undifferenzierter Spondylarthritiden, mit und ohne pustulöse Dermatose, aber ohne die volle Trias der Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica |
III | Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO) | Juvenil-adoleszente bzw. adulte Form mit uni-/multifokaler Osteomyelitis. Oftmals mit pustulöser Dermatose |
IV | Isolierte oder oligosymptomatische Formen von entzündlichen Zuständen der vorderen Thoraxwand („anterior chest wall [ACW] syndrome“) | Abortivform zu III. Oft mit pustulösen Dermatosen verbunden, welche auch häufiges Symptom der CRMO darstellen. Hier v. a. Unterschied zu III aufgrund der Lokalisation der Osteitis |
V | Osteoartikuläre Manifestationen bei pustulöser Akne, auch als Akne-Spondarthritis und Akne-CRMO bezeichnet | Abortivform zu III. Hier liegt der Unterschied in der Akne (gegenüber der fakultativen pustulösen Dermatose bei CRMO) |
Technik | Typische Befunde | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Röntgen | Irreguläre Knochenmorphologie, kortikale Verdickungen, erhöhte Dichte der Markhöhle | Ökonomisches und etabliertes Werkzeug zur Erkennung von osteoartikulären Veränderungen | Geringe Sensitivität bei der Erkennung von frühen Läsionen |
CT | Knochenhyperplasie und Knochenbrückenbildung an der Ansatzstelle des Ligamentum costoclaviculare | Hohe räumliche Auflösung; die Fähigkeit, osteoartikuläre Veränderungen in frühen Stadien zu erkennen | Geringe Sensitivität bei der Erkennung von Weichteilgewebe; ionisierende Strahlung |
MRT | Knochenmarködem (niedriges Signal in der T1WI-Sequenz, hohes Signal in der T2WI- und der Kurz-TI-Inversionserholungssequenz und deutliche Anreicherung) | Nachweis aktiver Entzündung in Knochen- und Weichteilgewebe | Geringe Sensitivität bei der Erkennung struktureller Knochenveränderungen |
Knochenszintigraphie | „Stierkopf-Zeichen“ (hohe Aufnahme des Sternokostoklavikulargelenks und des Sternumwinkels) | Nachweis von multifokalen osteoartikulären Läsionen zur gleichen Zeit; Erleichterung der Diagnose von Patienten mit nicht klassischem SAPHO | Schwierigkeit, die Aktivität bzw. Genese einzelner Läsionen zu bestimmen; ionisierende Strahlung |
PET/CT | Multiple skeletale Läsionen in der ACW-Region oder Wirbelsäule mit geringer bis mäßiger 18F‑FDG-Aufnahme und gleichzeitiger Osteolyse und Osteosklerose | Darstellung der Lage und Verteilung der Entzündung; Erleichterung der Differenzialdiagnose von Knochenmetastasen | Limitierte Fähigkeit zur Bestimmung der Krankheitsaktivität; teuer; nicht ubiquitär vorhanden; ionisierende Strahlung |
Differenzialdiagnosen
Krankheitsverlauf
Therapie
Klassifizierung eines Krankengutes von 35 Fällen
I. Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica (SHPP): Vollbild der Trias n = 7; inkomplette Trias n = 3 |
II. Sternokostoklavikuläre Hyperostose (SCCH): n = 11, inkomplette SHPP: n = 1 |
III. Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO): n = 16, davon mit ACW-Syndrom: n = 3 |
IV. Entzündliches Syndrom der vorderen Thoraxwand (ACW): n = 3, klinisch erweiterte Typen und abortive CRMO-Fälle: n = 3 |
V. Osteoartikuläre Manifestationen der pustulösen Akne: n = 2 |
Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica (SHPP)
Sternokostoklavikuläre Hyperostose (SCCH) und ihre klinisch erweiterten Syndromtypen
Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO)
Entzündliches Syndrom der vorderen Thoraxwand („anterior chest wall“ [ACW]), klinisch erweiterte Typen und abortive CRMO-Fälle
Osteoartikuläre (CRMO) Manifestationen der pustulösen Akne
Fazit
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Das SAPHO-Syndrom sollte im individuellen Fall nicht als finale Diagnose gesetzt werden, sondern als klinischer „Wegweiser“ dienen.
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Osteitis und Hyperostose sind die zentralen Manifestationen, die kutane Beteiligung kann in Form einer palmaren-plantaren Pustulose, schweren Akne oder Psoriasis vulgaris imponieren.
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Bei Vorliegen einer SAPHO-Symptomenkonstellation sollte eine klinisch-bildgebungstechnische und histopathologisch-rheumatologische Differenzierung erfolgen.
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Die medikamentöse Therapie ist symptomatisch ausgerichtet, eine Antibiose obsolet. Fallberichte über einen Wirksamkeitsnachweis existieren zu Azathioprin und Methotrexat, TNF-Inhibitoren, Tofacitinib, Bisphosphonate, Calcitonin und Azithromycin (aufgrund der antiphlogistischen und immunmodulatorischen Wirkungen).
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Die Therapie sollte interdisziplinär erfolgen und durch physikalisch-therapeutische Maßnahmen individuell bei Dermatosen und Befall des Bewegungssystems ergänzt werden.