Hirnverletzungen: Pupillometrie hilft beim Einschätzen der Prognose

Der Neurological Pupil Index, ein Maß für die Pupillenreaktivität, das durch automatisierte Pupillometrie berechnet wird, könnte laut einer Studie etwas darüber aussagen, wie gut sich Personen von einer akuten Hirnverletzung erholen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei Patienten und Patientinnen mit schwerer, nichtanoxischer akuter Hirnverletzung wird die Pupillenreaktion oft mithilfe einer von Hand gehaltenen Lichtquelle überprüft und subjektiv interpretiert. Alternativ kann dies auch mithilfe eines vor das Auge gehaltenen Geräts erfolgen, das automatisch verschiedene Parameter erfasst und daraus einen Score berechnet. Dieser Neurological Pupil Index (NPI) kann neuen Daten zufolge als Prädiktor für die neurologische Prognose und das Sterberisiko bei Personen mit akuten Hirnverletzungen verwendet werden. Die prospektive, beobachtende Kohortenstudie wurde an 13 europäischen oder US-amerikanischen Kliniken in acht Ländern durchgeführt. Einbezogen wurden 514 Personen, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT), einer aneurysmatischen Subarachnoidalblutung oder einer intrazerebralen Blutung auf der Intensivstation betreut werden mussten. In den ersten sieben Tagen nach der Aufnahme wurden sie alle vier Stunden einer Infrarot-Pupillometrie unterzogen, um den NPI zu berechnen. Dieser reichte von 1–5, wobei Werte ab 3 als normal und Werte darunter als pathologisch galten. Die Forschenden untersuchten Assoziationen zwischen dem NPI, dem neurologischen Ergebnis und der Mortalität nach sechs Monaten. Mehr als 40.000 NPI-Messungen Von den Teilnehmenden hatten 224 ein SHT, 139 eine aneurysmatische Subarachnoidalblutung und 151 eine intrazerebrale Blutung. Das Durchschnittsalter betrug 61 Jahre, 60% waren Männer und der mediane Glasgow Coma Scale Score bei der Aufnahme lag bei 8. Insgesamt wurden mehr als 40.000 NPI-Messungen durchgeführt, median 40 pro Patient. Nach sechs Monaten lagen von 497 Personen (97%) Ergebnisse vor. 206 (41%) überlebten und hatten ein gutes neurologisches Ergebnis, definiert als ein Wert > 4 auf der erweiterten Glasgow Outcome Scale (GOSE) von 1–8. 291 Patientinnen und Patienten (59%) hatten ein schlechtes neurologisches Outcome (GOSE ≤ 4). 160 (32%) verstarben während der Nachbeobachtungszeit. Empfehlung der Redaktion Schädel-Hirn-Trauma – Themenseite Milde Schädel-Hirn-Traumata werden selten richtig diagnostiziert und haben mitunter weitreichende Folgen für den Patienten. Lesen Sie hier die aktuellen Beiträge zum SHT. Abnorme NPI-Werte, schlechtere Prognose Der mediane NPI der Teilnehmenden betrug 4,3, und 241 (47%) von ihnen hatten mindestens einen abnormen NPI-Wert. Das Forscherteam fand heraus, dass abnorme NPI-Werte mit schlechteren neurologischen Ergebnissen assoziiert waren. Jede Zunahme der Häufigkeit abnormer NPI-Werte um 10% ging mit einem signifikant um 42% erhöhten Risiko für ein schlechtes neurologisches Ergebnis einher. Zudem waren abnorme NPI-Werte mit einem signifikant um das Fünfeinhalbfache gesteigerten Sterberisiko assoziiert, auch nach Adjustierung auf Störfaktoren. „Der NPI hat einen klinisch und statistisch signifikanten prognostischen Wert für das neurologische Ergebnis und die Mortalität nach einer akuten Hirnverletzung“, resümieren Prof. Mauro Oddo vom Universitätsklinikum Lausanne und sein Team. Die einfache Beurteilung durch wiederholte, automatisierte Pupillometrie könnte ihnen zufolge das kontinuierliche Monitoring des Krankheitsverlaufs und die Einschätzung der Prognose bei dieser Patientengruppe verbessern. Das Wichtigste in Kürze Frage: Hilft der Neurological Pupil Index (NPI) bei der Einschätzung der Prognose von Personen mit schwerer nichtanoxischer akuter Hirnverletzung? Antwort: Niedrige NPI-Werte sind mit signifikant schlechteren neurologischen Ergebnissen und einem signifikant erhöhten Sterberisiko assoziiert. Bedeutung: Laut dem Forscherteam hat der NPI einen klinisch signifikanten prognostischen Wert beim Einschätzen der Prognose nach akuter Hirnverletzung. Einschränkung: Es handelt sich um eine herstellerfinanzierte Studie.

Springer Medizin

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