Erschienen in:
16.03.2020 | Schädelfrakturen | Originalien
Schädelverletzungen durch 1‑l‑Bierkrüge aus Ton
Forensische und biomechanische Aspekte
verfasst von:
Prof. Dr. S. N. Kunz, M. Graw, J. Adamec
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Die forensisch-biomechanische Beurteilung von Stoßvorgängen gegen den Kopf ist ein wichtiger Teilbereich rechtsmedizinischer Begutachtung. Die Interpretation von Bierkrugschlägen stellt ein anschauliches Beispiel dar. In experimentellen Untersuchungen wurde die Stoßintensität bei Schlägen mit 1‑l-Tonkrügen analysiert. Ziel war es, die bei unterschiedlichen Schlagtechniken zu erreichende Kraftübertragung auf den Kopf herauszufinden. Zusätzlich wurden Verletzungen an der Kopfhaut (bzw. am Kopfhautmodell) sowie die Bruchmuster der Bierkrüge untersucht. In einem weiteren Schritt wurden diese Ergebnisse mit bereits publizierten Versuchsreihen verglichen. Es konnte belegt werden, dass Schläge mit einem 1‑l-Tonkrug, unabhängig von der durchgeführten Schlagtechnik, der Stoßintensität nach zu Schädelfrakturen führen können. Das Potenzial stumpfer Verletzungen steigt mit zunehmender Kontaktkraft bis zum Niveau der Frakturtoleranz der Krüge. Ein Zerbrechen des Krugs führt zur Reduktion stumpfer Verletzungen bei gleichzeitig höherer Wahrscheinlichkeit für scharfe Verletzungen. Der subjektiv intensive Schlag mit einem 1‑l-Tonkrug gegen den Schädel ist als eine das Leben gefährdende Behandlung einzustufen, auch wenn eine solche keinesfalls zwingend in akut lebensbedrohlichen Zuständen resultiert.