14.11.2023 | Schielen | Originalien
Änderung des Altersspektrums in der Strabismus-Chirurgie
verfasst von:
Daniela A. Starosta, Michael Gräf
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 2/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Der Anteil von Operationen an Kindern am Gesamtvolumen aller Augenmuskeloperationen hat unserem Eindruck nach abgenommen. Um dies zu überprüfen, analysierten wir das Patientenalter bei strabologischen Eingriffen
Methoden
Es wurden Daten der Patienten ausgewertet, die von 1991 bis 2019 eine Augenmuskeloperation in der Universitätsaugenklinik Gießen erhielten. Die Zahl der Eingriffe wurde nach Altersklassen erfasst und mit der Bevölkerung Deutschlands im jeweiligen Zeitraum verglichen. Daneben wurde untersucht, welche Schielformen zum Eingriff führten. Die Auswertung umfasst > 25.000 Operationen mit > 60.000 operierten Muskeln.
Ergebnisse
Im Vergleich zu 1991 hat der Anteil operierter Kinder im Alter ≤ 10 Jahre bis zum Jahr 2019 von 50,2 auf 31,8 % abgenommen, entsprechend einer Abnahme um mehr als ein Drittel, gegenüber einer Abnahme der Bevölkerung im Alter ≤ 10 Jahre um 13 %. Der Anteil von Patienten im Alter > 50 Jahre hat von 6,2 auf 23,4 % zugenommen, entsprechend einer Zunahme um mehr als das 3fache, gegenüber einer Zunahme der Bevölkerung im Alter > 50 Jahre um 37 %. Es imponierte insgesamt ein Rückgang von Esotropieoperationen um 35 %. In der Altersklasse ≤ 10 Jahre betrug dieser Rückgang 53 %. In der zweiten bis fünften Lebensdekade fiel keine wesentliche Verschiebung auf.
Diskussion und Schlussfolgerung
Das veränderte Alters- und Indikationsspektrum strabologischer Eingriffe ist nur zu einem Teil Folge des demografischen Wandels. Eine verbesserte Früherkennung von Sehstörungen im Kindesalter seit den 1980er-Jahren kann den Rückgang von Innenschieloperationen erklären, welche den größten Teil der Eingriffe in dieser Altersklasse ausmachen. Der enorm gewachsene Anteil älterer Patienten ist durch bessere Information über Therapieoptionen und vermehrtes Auftreten erworbener Schielformen mit entsprechenden Sehstörungen erklärbar. Aufgrund der Bevölkerungsstruktur Deutschlands ist zu erwarten, dass der Bedarf an strabologischen Eingriffen noch deutlich zunehmen wird.