Erschienen in:
30.12.2019 | Schizophrenie | Originalien
Das Gottesverständnis bei Kant und sein Beitrag zur psychopathologischen Wahndefinition
verfasst von:
Hannelore Findeis
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 9/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das psychopathologische Wahnphänomen begegnet uns beinahe täglich im klinischen Alltag. Während seine Diagnosestellung meist ohne Weiteres zu gelingen scheint, stellt die präzise Wahndefinition auch heute eine ernste Herausforderung dar. Es soll daher geprüft werden, ob und in welcher Form der Gottesbegriff Kants und sein Beweis Gottes einen Beitrag zur Definition von Wahnphänomenen leisten kann.
Methodik
Mithilfe der Primärliteratur Kants wird zunächst der Gottesbegriff und die besondere Stellung des Seins als Prädikat erarbeitet. Mit Kants Kritik der reinen praktischen Vernunft werden sein Argument für die Existenz Gottes erläutert und verschiedene Annäherungen zu einer formalen Wahndefinition dargestellt.
Ergebnisse
Es kann gezeigt werden, dass es zahlreiche Hinweise gibt, den Wahn formal zu definieren. Kant liefert eine formal-logische Begriffserklärung des Gottesbegriffs; sein Beweis Gottes jedoch ist ein praktisch-moralischer.
Diskussion
Ein formales Moment in der Definition von Wahn scheint hilfreich zu sein. Jaspers’ inhaltliches Kriterium sollte als nicht notwendig kritisch diskutiert werden. Der formal-logische Begriff Gottes bei Kant, nicht aber sein inhaltlich-praktisch erklärter Gottesbeweis, kann in Form einer Dimension des Konditionalen einen Beitrag zur Wahndefinition leisten.