Erschienen in:
08.07.2020 | Schizophrenie | Originalien
Die Wirkung medizinischer und psychotherapeutischer Behandlungskonzepte für Schizophrenie auf Stigma und Genesungserwartungen
verfasst von:
Dr. B. Schlier, F. R. Kubera, T. M. Lincoln
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Es ist gängige Praxis, Entstehungs- und Behandlungsmodelle zu Beginn einer psychiatrischen und psychotherapeutischen Schizophreniebehandlung zu vermitteln. Aus der Stigmaforschung ist jedoch bekannt, dass die Vermittlung von Entstehungsmodellen unerwünschte stigmafördernde Nebenwirkungen hat. Somit stellt sich die Frage, ob es stigmatisierende Einstellungen auch verstärkt, wenn pharmakologische bzw. psychotherapeutische Behandlungskonzepte vermittelt werden.
Ziel
In diesem Experiment prüfen wir, wie sich die Vermittlung eines medizinischen, psychologischen oder kombinierten Behandlungskonzepts auf Stigmatisierung und die Nutzenerwartung bzgl. der Behandlung auswirkt.
Methoden
Teilnehmer erhielten eine Schizophreniefallvignette. Diese enthielt entweder (1) keine weiteren Details zu Behandlungsmethoden oder (2) eine Beschreibung einer medizinischen, (3) kognitiv-verhaltenstherapeutischen oder (4) kombinierten Behandlung. Anschließend wurden stigmatisierende Einstellungen (Stereotype, emotionale Reaktionen und gewünschte soziale Distanz) und der erwartete Nutzen verschiedener Behandlungsformen erfragt.
Ergebnisse
Keines der vermittelten Konzepte steigerte stigmatisierende Einstellungen. Die Vermittlung von medizinischen und psychotherapeutischen Inhalten (allein oder in Kombination) steigerte die Wirksamkeitserwartung für die jeweilige Behandlungsmethode.
Diskussion
Die negativen Effekte von Entstehungsmodellen scheinen bei Betonung von Genesung im Kontext eines Behandlungskonzepts nicht aufzutreten. Separate positive Effekte der Behandlungskonzepte auf die Nutzenerwartung legen nahe, in der Praxis konsequent multimodale Behandlungskonzepte zu vermitteln.