Raloxifen bessert therapierefraktäre Schizophrenie

Für Schizophreniepatientinnen, die auf eine antipsychotische Therapie nicht ausreichend ansprechen, könnte Raloxifen eine Option werden. Mit dem SERM lässt sich der Schweregrad der Erkrankung zusätzlich reduzieren. Die antipsychotischen Effekte einer Estradioltherapie bei Frauen mit therapieresistenter Schizophrenie sind gut belegt, ihnen steht aber das erhöhte Risiko für Brust- und Endometriumkrebs entgegen. Als mögliche Alternative wird deswegen der selektive Estrogenrezeptormodulator (SERM) Raloxifen untersucht: Im Gehirn hat Raloxifen dieselben Neurotransmitter-Effekte wie Estradiol, in Brust und Endometrium wirkt er aber primär als Estrogenantagonist. Derzeit wird der SERM bei postmenopausalen Frauen zur Prävention und Therapie der Osteoporose angewendet. Wie nützlich und sicher der Wirkstoff bei therapierefraktärer Schizophrenie ist, war bislang nur in kleinen Studien untersucht und daher nicht eindeutig zu beantworten. Ärzte der Universität Melbourne haben jetzt nachgelegt. Ihre Studie mit 56 Patientinnen – wenn auch nur über einen Zeitraum von zwölf Wochen – ist die bisher größte zum Thema und sie legt eine positive Nutzen-Risiko-Bilanz nahe. PANSS-Gesamtscore signifikant reduziert Die Teilnehmerinnen der randomisiert, placebokontrolliert und doppelblind angelegten Studie waren peri- und postmenopausale Frauen im mittleren Alter von 53 Jahren, die im Mittel seit 24 Jahren an Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Störung erkrankt waren. Trotz Behandlung mit etwa sieben Risperidon-Äquivalenten erreichten sie noch mindestens 60 (im Mittel 77) Punkte im Positive and Negative Syndrome Scale(PANSS)-Gesamtscore. 26 Patientinnen wurden mit Raloxifen (120 mg/d) und 30 mit Placebo behandelt. Frauen mit Thromboembolien, starkem Tabakkonsum oder anderen Kontraindikationen einer Raloxifentherapie waren von der Studie ausgeschlossen. 46 Teilnehmerinnen führten die Studientherapie bis zum Ende durch. Gemäß der Intention-to-treat-Analyse hatte sich der PANSS-Gesamtscore nach zwölf Wochen bei den Verumpatienten signifikant stärker gebessert als bei den Kontrollpatienten (ß-Wert –10,18 vs. –3,82, Differenz –6,37; p = 0,02). Ein klinisches Ansprechen, definiert als Rückgang des PANSS-Gesamtscores um mindestens 20 %, erreichten 42 % der Frauen unter Raloxifen, aber nur 13 % unter Placebo, ein ebenfalls signifikanter Vorteil. Kein Einfluss auf Affekt oder Kognition Auch der PANSS-Allgemeinscore, ein Maß für die Psychopathologie, ging mit dem SERM stärker zurück (ß-Wert –5,42 vs. –1,71, Differenz –3,72; p 0,02). Kein signifikanter Unterschied zu Placebo ergab sich dagegen bei positiver oder negativer PANSS-Subskala. Ob die Frauen an Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Störung erkrankt waren, hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse. Sie änderten sich auch dann nicht, wenn nur die plangemäß behandelten Patientinnen berücksichtigt wurden. Keine Unterschiede zwischen Raloxifen und Placebo zeigten sich im Hinblick auf Affekt und Kognition sowie Hormonspiegel. "Vielversprechende Zusatztherapie" Nebenwirkungen traten unter dem SERM ebenfalls nicht häufiger auf als mit Placebo, vor allem wurden keine Thromboembolien oder anderen schweren Komplikationen registriert. Die Studienautoren um Jayashri Kulkarni betrachten Raloxifen 120 mg/d als „viel versprechende und gut verträgliche Zusatztherapie mit dem Potenzial des klinischen Einsatzes“ für Frauen mit therapierefraktärer Schizophrenie. Sicherheit und Wirksamkeit müssten nun in Langzeitstudien überprüft werden. In jedem Fall müssten vor einer Raloxifentherapie Risikofaktoren für thromboembolische Ereignisse, etwa Adipositas oder starkes Rauchen, ausgeschlossen werden.

Springer Medizin

Raloxifen bessert therapierefraktäre Schizophrenie

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Psychiatrie

Demenzkranke durch Antipsychotika vielfach gefährdet

Weniger postpartale Depressionen nach Esketamin-Einmalgabe

„Psychotherapie ist auch bei sehr alten Menschen hochwirksam!“

Auf diese Krankheiten bei Geflüchteten sollten Sie vorbereitet sein

Update Psychiatrie