19.12.2019 | Schizophrenie | Leitthema
Früherkennung und Prävention von Schizophrenie und anderen Psychosen
verfasst von:
Prof. Dr. E. Meisenzahl, P. Walger, S. J. Schmidt, N. Koutsouleris, F. Schultze-Lutter
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Die letzten zwei Jahrzehnte klinischer Forschung haben die umfassenden Leistungen der klinischen Früherkennung und Frühbehandlung psychotischer Störungen eindeutig gezeigt. Dabei bieten vor allem die attenuierten und transienten Positivsymptome gemäß den „ultra-high-risk“-Kriterien und das Basissymptomkriterium „Cognitive Disturbances“ zentrale Ansätze für eine indizierte Prävention und wurden kürzlich als Kriterien eines Psychoserisikosyndroms von der Europäischen Psychiatrischen Vereinigung (EPA) und in Anlehnung daran in den deutschen S3-Leitlinien zur Behandlung von Schizophrenien der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfohlen. Die Effektivität von Früherkennung und früher Behandlung bei Patienten mit einem klinischen Hochrisiko für Psychosen hängt von der Entwicklung prognostischer Instrumente ab, welche den Behandlern ermöglichen, diese Patienten auf der Grundlage eines individuellen Risikoprofils reliabel zu identifizieren. Wichtiges Ziel ist hierbei, die Behandlung auf die vorhandenen Funktionseinbußen abzustellen, welche durch ein individuelles Risikoprofil identifiziert werden können. Die Behandlung bestehender komorbider psychischer Störungen und psychosozialer Probleme sowie die Prävention potenziell zukünftiger Störungen kennzeichnen auch die Empfehlungen der EPA und DGPPN zur Frühbehandlung, die zudem psychotherapeutischen, insbesondere kognitiv-behavioralen Interventionen den Vorzug gegenüber pharmakologischen geben. Der engen interdisziplinären sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen den Fächern der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie kommt hierbei ebenfalls eine herausragende Bedeutung zu.