Erschienen in:
05.07.2022 | Schizophrenie | Leitthema
Zwangssymptome bei psychotischen Störungen: Pathogenese und Therapie
verfasst von:
Dr. Frederike Schirmbeck, Prof. Dr. Mathias Zink, M.D.
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Komorbide Störungen treten bei Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis häufig auf und belasten die PatientInnen zusätzlich in der Lebensqualität, erschweren Therapie und Rehabilitationsprognose und können auch zur Suizidalität beitragen. Dazu gehört das Auftreten obsessiv-kompulsiver Syndrome (OCS) bzw. einer Zwangsstörung (OCD).
Fragestellung
Was ist bekannt über Epidemiologie und Pathogenese, welche Konsequenzen ergeben sich für Diagnostik und Therapie?
Material und Methode
Die Literatur wurde in Hinblick auf OCS bei psychotischen Störungen, beginnend im „at risk mental state“ (ARMS) über die Erstmanifestation bis zum chronischen Verlauf evaluiert. Besondere Schwerpunkte lagen auf pharmakologischen und psychotherapeutischen Konsequenzen.
Ergebnisse
Obsessiv-kompulsive Syndrome treten beginnend mit dem ARMS deutlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Die Prävalenz ist bei Erstmanifestation noch höher und im chronischen Verlauf sind ca. 30 % der PatientInnen betroffen. Die Diagnose einer komorbiden OCD wird im chronischen Verlauf bei 12 % der PatientInnen gestellt. In der Pathogenese müssen genetische Disposition im glutamatergen System, gemeinsame kortikale und subkortikale Strukturen und Funktionen, pharmakologische Einflüsse und psychosoziale Stressoren bedacht werden.
Schlussfolgerungen
Wenn eine Induktion oder Verstärkung der OCS durch Antipsychotika wie Clozapin vorliegt, sollte als kausale Therapie eine Clozapin-Dosisreduktion angestrebt werden. Dies kann durch Kombination z. B. mit dopaminergen Antipsychotika versucht werden. Allgemein können serotonerge Antidepressiva augmentiert werden. In jedem Fall komorbider OCS bei Psychose soll kognitive Verhaltenstherapie angewandt werden. Für die Forschung werden Studien sinnvoll sein, die an der subjektiven Ebene ansetzen und engmaschig longitudinal Verläufe und Therapieeffekte darstellen.