Erschienen in:
05.02.2016 | Originalien
Schmerzbezogenes Elternverhalten
Mütterliche und väterliche Reaktionen auf die chronischen Schmerzen ihres Kindes und deren Veränderung nach stationärer interdisziplinärer Schmerztherapie
verfasst von:
M. Frerker, T. Hechler, P. Schmidt, Prof. Dr. B. Zernikow
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 3/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Schmerzbezogenes Verhalten von Eltern chronisch schmerzkranker Kinder hat in bisheriger Forschung wenig Beachtung erfahren. Daher wurde das schmerzbezogene Verhalten von Müttern und Vätern verglichen, dessen Veränderung nach stationärer interdisziplinärer Schmerztherapie des Kindes analysiert. Außerdem wurden Prädiktoren für die Verhaltensänderung identifiziert.
Methodik
Mit validierten Fragebögen befragt wurden N = 40 Mütter und N = 40 Väter chronisch schmerzkranker Kinder vor der Therapie des Kindes, im direkten Anschluss sowie zum 6- und 12-Monats-Follow-up. Es wurden schmerzbezogene Reaktionen und Kognitionen erfragt.
Ergebnisse
Zu Therapiebeginn gab es weder Unterschiede zwischen mütterlichem und väterlichem Verhalten noch in den Reaktionen auf Söhne und Töchter. Direkt nach der Therapie unterstützten beide Elternteile vermehrt Ablenkungsstrategien und zeigten weniger schmerzbezogene Zuwendung. Langfristig blieb diese Veränderung ausschließlich für die Reduktion der Zuwendung stabil. Signifikante Prädiktoren für die Reduktion der Zuwendung waren das Ausmaß des elterlichen Katastrophisierens zu Beginn der Therapie sowie dessen Veränderung während der Therapie. Je stärker die Eltern zu Therapiebeginn katastrophisierten, desto weniger veränderte sich ihre Zuwendung. Eine stärkere Veränderung des Katastrophisierens korreliert mit einer stärkeren Veränderung der zuwendenden Reaktionen.
Diskussion
Die schmerzbezogenen zuwendenden Reaktionen sind durch die interdisziplinäre stationäre Therapie chronischer Schmerzen von Kindern modifizierbar. Die beobachtete Veränderung steht in Zusammenhang mit elterlichem Katastrophisieren. Dies sollte im Umgang mit Eltern chronisch schmerzkranker Kinder sowie im Rahmen zukünftiger Forschungsprojekte berücksichtigt werden.