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Erschienen in: Der Schmerz 6/2017

07.08.2017 | Originalien

Schmerztherapeutische Versorgung in Deutschland – was unterscheidet ambulante und stationäre Patienten zu Behandlungsbeginn?

Eine Auswertung auf Basis des KEDOQ-Schmerz-Datensatzes

verfasst von: Prof. Dr. M. Hüppe, S. Kükenshöner, F. Bosse, H. R. Casser, T. Kohlmann, G. Lindena, M. Pfingsten, F. Petzke, B. Nagel

Erschienen in: Der Schmerz | Ausgabe 6/2017

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Zusammenfassung

Der Vergleich ambulant und stationär versorgter Schmerzpatienten hinsichtlich schmerzbezogener und psychischer Merkmale war bislang noch nicht Gegenstand systematischer Analysen. Die KErnDOkumentation und Qualitätssicherung in der Schmerztherapie (KEDOQ-Schmerz) ist ein von der Deutschen Schmerzgesellschaft initiiertes Projekt zur einheitlichen sektorenübergreifenden Dokumentation der in deutschen Schmerzeinrichtungen versorgten Patienten. Unsere Auswertung soll unter Verwendung von KEDOQ-Schmerz zeigen, in welchen sozialen, schmerzbezogenen und psychischen Merkmalen sich Patienten unterscheiden, die einer stationären oder ambulanten Behandlung zugeführt werden, und wie ausgeprägt die Unterschiede sind. KEDOQ-Schmerz-Daten aus 13 Zentren mit insgesamt 4705 Patienten wurden ausgewertet. Die Patienten hatten den Deutschen Schmerzfragebogen (DSF) zwischen Januar 2012 und April 2016 ausgefüllt und erhielten ein ambulantes (n = 2682) oder stationäres (n = 2023) schmerztherapeutisches Versorgungsangebot. Ausgewertet wurden soziodemografische, schmerzbezogene und psychometrische Daten des DSF (Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität: SF‑12; Depressions-Angst-Stress-Skalen: DASS; Marburger Fragebogen zum habituellen Wohlbefinden: MFHW) sowie Arztangaben zum Schmerzchronifizierungsstadium und zur Schmerzlokalisation. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und gruppenvergleichend mit uni- und multivariaten Verfahren. Stationär behandelte Patienten waren signifikant älter, häufiger weiblich, hatten häufiger mehr als eine Schmerzlokalisation, berichteten stärkere Schmerzen und hatten häufiger das Schmerzchronifizierungsstadium III im Mainzer Stadienmodell. Sie beschrieben eine signifikant schlechtere körperliche und psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12), hatten im DASS signifikant höhere Depressions‑, Angst- und Stresswerte sowie ein schlechteres habituelles Wohlbefinden (MFHW). Die Ausprägung der signifikanten Gruppenunterschiede war sehr gering. In der multivariaten Analyse zur Vorhersage des stationären Behandlungssettings wurden die meisten klinischen Prädiktoren signifikant, durch sie wurden aber weniger als 5 % der Varianz aufgeklärt. Die Auswertungen sprechen dafür, dass in schmerztherapeutischen Einrichtungen verstärkt Patienten mit hoher Schmerzchronifizierung und hoher schmerzbedingter Belastung und Therapievorerfahrungen behandelt werden. Die Unterschiede der Patientenmerkmale zwischen den Behandlungssettings sind größtenteils klinisch bedeutungslos. Klinische Merkmale erklären nicht die Zuordnung zu einem ambulanten oder stationären Behandlungssetting.
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Metadaten
Titel
Schmerztherapeutische Versorgung in Deutschland – was unterscheidet ambulante und stationäre Patienten zu Behandlungsbeginn?
Eine Auswertung auf Basis des KEDOQ-Schmerz-Datensatzes
verfasst von
Prof. Dr. M. Hüppe
S. Kükenshöner
F. Bosse
H. R. Casser
T. Kohlmann
G. Lindena
M. Pfingsten
F. Petzke
B. Nagel
Publikationsdatum
07.08.2017
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Der Schmerz / Ausgabe 6/2017
Print ISSN: 0932-433X
Elektronische ISSN: 1432-2129
DOI
https://doi.org/10.1007/s00482-017-0240-z

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