"Kontroverse und spannende Diskussionen" erwartet Prof. Dr. Petra Feyer, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie (AGSMO) in der Deutschen Krebsgesellschaft, auf dem Deutschen Krebskongress 2020. Im Gespräch blickt sie gemeinsam mit Kongresspräsident Prof. Dr. Andreas Hochhaus auf einige Highlights des diesjährigen DKK:
Herr Professor Hochhaus, bitte nennen Sie mir drei Gründe, warum sich ein Besuch des DKK lohnt.
Prof. Hochhaus: Erstens: Das geballte Fachwissen. Wir erwarten mehr als 10.000 Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Onkologie. Zweitens: Die Interdisziplinarität. Die onkologische Behandlung ist komplex: Für eine optimale Versorgung müssen viele Fachrichtungen und Berufsgruppen – wie etwa die Chirurgie, Strahlentherapie, medikamentöse Tumortherapie, Pathologie, Radiologie und Pflege – eng zusammenarbeiten. Dieses Zusammenspiel ist auch in unseren Sitzungen abgebildet. Und Drittens: Der wissenschaftliche Austausch. Wir bieten neben den klassischen Vortragsformaten auch Pro-Kontra-Diskussionen mit TED-Abstimmung und interaktive Tumorkonferenzen an, um die kollegiale Diskussion anzuregen. Besonders junge Onkologen, Studierende und Nachwuchswissenschaftler sollten diese Gelegenheit nutzen. In den meisten Sitzungen übernehmen junge Expertinnen und Experten im Tandem mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen den Vorsitz. Für den medizinischen und wissenschaftlichen Nachwuchs wird es zudem speziell zugeschnittene Informationsangebote geben.↩
Das Kongressmotto zum DKK 2020 enthält auch die Forderung nach der „optimalen Versorgung für alle.“ Wo sehen Sie die Herausforderungen?
Prof. Hochhaus: Das medizinische Wissen über die Tumorbiologie wächst rasant und damit das Potenzial für die Entwicklung neuer Therapieansätze. Das ist an sich ja sehr positiv. Aber im Zuge des vermehrten Einsatzes der personalisierten Medizin werden die Patientengruppen, die von einer bestimmten Behandlung profitieren, immer kleiner. Wir müssen sicherstellen, dass gute und sichere Ansätze auch im Versorgungsalltag ankommen. Wir müssen diskutieren, wie sich medizinische Innovationen so in die bestehende Versorgung einfügen lassen, dass möglichst alle Betroffenen davon profitieren.
Frau Professor Feyer, die Schmerzmedizin ist ein wichtiger Bestandteil der Supportivtherapie. Welche Highlights hält der Kongress diesbezüglich bereit?
Prof. Feyer: Eine Schmerzreduktion wirkt sich positiv auf die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten aus. Erst kürzlich wurde die S3-Leitlinie zur Palliativmedizin mit neuen Empfehlungen erweitert – unter anderem zu malignen Wunden und den Möglichkeiten, die damit verbundenen Schmerzen zu lindern. Darum wird es unter anderem in der Plenarsitzung zur „Palliativ- und Supportivtherapie“ gehen. Ein weiterer Höhepunkt ist die Sitzung „Tumor- und tumortherapiebezogene Skelettstörungen“, in der wir etwa über die Besonderheiten in der Schmerztherapie bei ossären Metastasen sprechen. Und last but not least empfehle ich die Sitzung „Kontroversen und Herausforderungen in der Tumorschmerztherapie“, in der etwa der Einsatz von Ketamin thematisiert wird. Aktuell wird diskutiert, ob der Wirkstoff zur Behandlung neuropathischer Schmerzen infrage kommen kann. Hier erwarte ich – wie der Titel der Sitzung schon erahnen lässt – kontroverse und spannende Diskussionen.
Professor Feyer, Interdisziplinarität wird auf dem DKK großgeschrieben. Wie ist dieser Aspekt Programm berücksichtigt?
Prof. Feyer: Die erwähnte Sitzung zur Palliativ- und Supportivtherapie zeigt sehr schön die Interdisziplinarität des Kongresses. Bei der Versorgung von Menschen mit nicht-heilbaren Krebserkrankungen sind verschiedene Fachrichtungen gefragt – der kollegiale und fachübergreifende Austausch ist hier sehr wichtig. Interdisziplinarität spielt insbesondere in der Supportivtherapie eine große Rolle, hier sind die S3-Leitlinien zur supportiven Therapie bei onkologischen Patienten und Patientinnen wegweisend. Zahlreiche Sitzungen auf dem DKK spiegeln diese Interdisziplinarität in den Sitzungen der Supportivtherapie wider.
Professor Hochhaus, was wünschen Sie sich für den DKK 2020?
Prof. Hochhaus: Ich freue mich auf lebhafte, interprofessionelle Diskussionen – über die Sektorengrenzen hinweg. Die Kooperation von Expertenzentren mit der regional tätigen Ärzteschaft ist essenziell für die optimale Versorgung aller Patientinnen und Patienten. Diesen Netzwerkgedanken möchten wir mit dem Kongress voranbringen.
Kostenfrei: Die App zum DKK 2020 |
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