Effektive und sichere Therapie durch 24-Stunden-Retardierung

Entscheidend für die Therapie starker chronischer Schmerzen ist, dass das Schmerzmittel strukturell zum Mechanismus des Schmerzgeschehens passt. Diesbezüglich hat die 24-Stunden-Retardierung des Opioid-Analgetikums Oxycodonhydrochlorid Vorteile: Es werden deutlich stabilere Plasmaspiegel erreicht – Schmerzspitzen, Dosis-Endschmerzen und Nebenwirkungen treten dadurch seltener auf – und das Risiko einer psychischen Abhängigkeit wird zudem durch ein langsames Anfluten reduziert. Damit kann Oxycodonhydrochlorid auch bei Patienten mit chronischen nicht tumorbedingten Schmerzen sicher eingesetzt werden. Etwa zwölf bis 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden Studienergebnissen und internationalen Analysen zufolge an chronischen oder immer wiederkehrenden Schmerzen [1]. Die Analyse einer im Jahr 2013 erhobenen repräsentativen Stichprobe von Personen im Alter ≥14 Jahre ergab, dass bei 7,4% der Befragten die Kriterien für behandlungsbedürftige chronische nicht tumorbedingte Schmerzen erfüllt waren [2]. Eine Therapie nach dem Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei bei Patienten mit starken chronischen Schmerzen allerdings oft nicht zielführend, erläuterte Dr. Eberhard A. Lux, Chefarzt des St.-Marien-Hospitals, Klinikum Lünen. „Vielmehr sollte ein Mechanismen-orientierter Ansatz verfolgt werden, bei dem das Schmerzmittel strukturell zum Mechanismus des Schmerzgeschehens passt.“ Dementsprechend werde für die Therapie starker chronischer Schmerzen auch die orale Gabe von retardierten Opioiden empfohlen [3]. „Bei gegebener Indikation und bestimmungsgemäßem Gebrauch machen opioidhaltige Schmerzmittel nicht süchtig“, informierte PD Dr. Stefan Wirz, Chefarzt am Cura Krankenhaus Bad Honnef. Opioide hätten zudem den Vorteil, nicht organtoxisch zu sein. Präparate nach pharmakologischen Kriterien auswählen Jedoch seien nicht alle Opioide in ihrem Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil gleich. Die Auswahl eines Präparats sollte daher nach pharmakologischen Kriterien erfolgen, forderte Wirz. Bevorzugt werden sollten Substanzen – die unabhängig von genetischen Variationen von Cytochrom-P450-Enzymen – konstant wirksam sind. Sie sollten zudem ein geringes Interaktionspotenzial haben und nach ihrer Anwendung sollten keine aktiven Metabolite akkumulieren, ergänzte der Anästhesist. Wichtig seien zudem eine gute Steuerbarkeit der Therapie und eine geringe Kumulationstendenz. „Letztere ist insbesondere für Patienten mit Organinsuffizienzen wichtig“, betonte Wirz. Lange Retardierung, lange Halbwertsdauer Im Hinblick auf diese Kriterien habe Oxycodonhydrochlorid (Oxycodon) gegenüber anderen Opioid-Analgetika Vorteile. Zudem habe Oxycodon keine serotonerge Wirkung und sei nicht immunsuppressiv, unterstrich Wirz. Damit eigne sich Oxycodon gut als Analgetikum für Patienten mit nicht tumorbedingten Schmerzen wie z.B. chronischen Bewegungsschmerzen [4]. Oxycan® uno ist eine retardierte Oxycodon-Formulierung, die bei einmal täglicher Gabe eine konstante und zuverlässige Schmerzkontrolle ermöglicht [5]. „Erreicht wird dies durch die besondere Galenik des Präparats, die auf dem Multiple Unit Pellet System (MUPS) basiert“, erläuterte Lux. Jede Retardtablette enthält eine Vielzahl kleiner Oxycodon-Pellets. Dadurch wird der Wirkstoff langsam, kontrolliert und unabhängig von der Nahrungsaufnahme abgegeben [4]. Pharmakokinetisch zeigt das Medikament einen typisch monophasischen Verlauf: Die Plasmakonzentration steigt langsam an, geht in eine zehnstündige Plateauphase über und erreicht nach weiteren zehn Stunden wieder den Ausgangswert [6]. Vorteil der langen Retardierung ist eine stabile Oxycodon-Plasmakonzentration, mit einer Halbwertsdauer* (HWD) von bis zu 20 Stunden (Abb. 1) [7]. Abb. 1 Bioverfügbarkeit von retardiertem Oxycodonhydrochlorid 10mg, 1 × täglich, versus 5mg,2 × täglich; orale Verabreichung bei nüchternen, gesunden Probanden (modiﬁziert nach [7]) Springer Medizin Verlag GmbH × Im Gegensatz zu herkömmlichen retardierten Oxycodon-Präparaten ermöglicht dies eine einmal tägliche Einnahme [8]. „Dadurch werden Schmerzspitzen bzw. Dosis-Endschmerzen in der Tagesmitte vermieden“, informierte Lux. Diese Eigenschaften könnten sowohl die Suchtgefahr als auch die Menge an zusätzlicher Bedarfsmedikation verringern [7]. Die Einmalgabe reduziert darüber hinaus die Tablettenlast, womit eine wichtige Voraussetzung für eine höhere Lebensqualität und Therapieadhärenz gegeben ist [7]. Außerdem kann so die Opioidmedikation an die Tagesrhythmik des Schmerzes bzw. das Bewegungsmuster des Patienten angepasst werden. Beispielsweise nehmen Patienten mit Bewegungsschmerzen das Präparat abends ein und erwachen am nächsten Morgen schmerzfrei, wenn der Opioid-Plasmaspiegel die Plateauphase erreicht hat. Kasuistik: myofasziales Schmerzsyndrom Steckbrief der Patientin: weiblich, 41 Jahre seit Anfang 1990 Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) Schmerzausstrahlung in das rechte Bein bekannter Bandscheibenprolaps der Lendenwirbelkörper (LWK) 4/5, Bandscheibenoperation 1993 wiederholter Nachweis von Bandscheibenvorfällen und möglicher Reizung der Nervenwurzel S1 im MRT Schmerzen im Dermatom S1 rechts (in Ruhe dauerhaft 4–6 auf einer visuellen Analogskala [VAS]), die bei Belastung zunehmen (bis VAS 9) Befunde: Schonhaltung, funktionelle, rechts-konvexe Skoliose der LWS leichter dezenter Druckschmerz im Bereich der LWS deutlicher Druckschmerz im Bereich des Iliosakralgelenks links und im Bereich der Triggerpunkte des Musculus quadratus lumborum deutlich eingeschränkte Beweglichkeit der LWS im Bereich der Fascia thoracolumbalis links deutliche „Verquellungen“ und „Verbackungen“ tastbar Muskulatur, Faszie und Bindegewebe deutlich aufgequollen schmerzhafte Verhärtung des Musculus iliopsoas links in der ventralen Untersuchung tastbar Vortherapie: Hydromorphon 3 × 8mg, Duloxetin 60mg 1–0–1, Methocarbamol 750mg 1–2–1 und Pregabalin 25mg 1–0–1; als Bedarfsmedikation Morphin-Lösung 2%, 4 × 8 Tropfen, Ibuprofen 600mg und Diazepam 10mg Umstellung der Therapie: Aufgrund der Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung bei der Gabe unretardierter Opiate Umstellung der Behandlung auf retardiertes Oxycodonhydrochlorid 20mg 2 × täglich; darunter Besserung des Befunds, jedoch tagsüber immer noch Schmerzanstiege im Sinne von Dosis-Endschmerzen. Daher Umstellung auf retardiertes Oxycodonhydrochlorid 40mg 1 × täglich mit Einnahme zur Nacht; zusätzlich Methocarbamol und Pregabalin 25mg 2 × täglich sowie für 14 Tage Procaininfusionen (2–3 × pro Woche). Kasuistik zur Verfügung gestellt von Dr. Norbert Schürmann, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, St. Josef Krankenhaus GmbH Moers Klinischer Trend zugunsten des Einmalpräparats In einer prospektiven, randomisierten, doppelblinden und kontrollierten Zulassungsstudie konnte belegt werden, dass Oxycodon 1 × täglich bei mittelstarken bis starken Schmerzen therapeutisch äquivalent wirksam zum Referenzpräparat Oxycodon 2 × täglich ist [5]. Auch die Sicherheitsprofile der beiden Präparate waren vergleichbar, mit einem leichten, nicht signifikanten Trend zugunsten von Oxycodon 1 × täglich. „Ein leichter Vorteil zeigte sich auch in Bezug auf den Verbrauch an Bedarfsmedikation“, ergänzte Lux. Nachgewiesen werden konnten zudem die Gleichwertigkeit des Einmalpräparats mit Oxycodon 2 × täglich hinsichtlich der maximalen Plasmakonzentration sowie eine Dosisproportionalität über alle Dosierungsstärken [5]. Sicherer Einsatz bei nicht tumorbedingtem Schmerz Die medikamentöse Schmerztherapie müsse stets Teil eines individuellen, multimodalen Behandlungskonzepts sein, nur so könne die Schmerzspirale durchbrochen werden, ergänzte Dr. Norbert Schürmann, Chefarzt am St. Josef Krankenhaus GmbH Moers. Er erläuterte dies am Beispiel einer Patientin mit Bandscheibenvorfall und ausgeprägtem myofaszialem Schmerzsyndrom, die eine Schmerztherapie mit einem Lokalanästhetikum und Entspannungsverfahren sowie Oxycodon erhielt (Kasuistik). „Die unter Oxycodon 20mg 2 × täglich zunächst bestehenden Dosis-Endschmerzen konnten durch die Umstellung auf Oxycodon 40mg 1 × täglich am Abend ohne Dosiserhöhung verhindert werden“, so Schürmann. Die spezielle Galenik mache das Oxycodon-Einmalpräparat damit zu einem potenten Arzneimittel – auch gegen chronische nicht tumorbedingte Schmerzen [9]. *Zeitdauer, in der die Plasmakonzentration über der Hälfte der maximalen Konzentration liegt (≥50% Cmax) Literatur https://schmerzliga.de/download/Dossier_Schmerzliga.pdf (letzter Zugriff: 2. Januar 2019) Häuser W et al., BMC Public Health 2014, 14:352 Güttler K, Sabatowski R, Schmerz 2008, 22:562–570 Güttler K, Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012, 47:224–230 Lux EA et al., Curr Med Res Opin 2014, 30:2365–2375 Müller-Schwefe GH et al., Curr Med Res Opin 2014, 30:339–347 Scheidel B et al., Int J Clin Pharmacol Ther 2017, 55:881–890 Fachinformation Oxycan® uno, Stand: Mai 2018 Güttler K, Dtsch Apoth Ztg 2009, 38:76 Impressum Symposium „Verantwortungsvolle Opioid-Therapie beim Nicht-Tumorschmerz“, anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses, Mannheim, 19. Oktober 2018 und Kasuistik Berichterstattung: Dr. Silke Wedekind, Frankfurt/Main Artikel gedruckt in Schmerzmedizin, Band 35, Heft 1, Ausgabe 1/2019 Mit freundlicher Unterstützung der Hormosan Pharma GmbH, Frankfurt/Main Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Andreas Strehl Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. 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