Zusammenfassung
Ende des 18. Jahrhunderts wiesen die Gebrüder Hunter durch Wachsausguss nach, dass kindlicher und mütterlicher Kreislauf voneinander getrennt sind und nicht, wie bis dahin angenommen, ein kontinuierlicher Blutfluss von der Mutter zum Kind existiert. Die Austauschprozesse an der fetomaternalen Grenzzone sind seitdem Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses. Der Immunologe und Nobelpreisträger Sir Peter Medawar richtete – 1 Jahr vor der ersten geglückten Organtransplantation – 1953 den Blick auf das immunologische Paradox, dass der Fetus, obwohl er jeweils zur Hälfte mütterliche und väterliche Gene trägt, vom mütterlichen Immunsystem toleriert wird. Dies widersprach grundlegend der damaligen Vorstellung der Selbst-Fremd-Erkennung und begründete die Forschungsrichtung der Reproduktionsimmunologie. Das immunologische Milieu im Bereich der fetomaternalen Grenzzone trägt entscheidend zum Schwangerschaftserfolg bei. Dem Immunsystem kommt in allen Organen die Aufgabe zu, einen physiologischen Grundzustand zu erhalten und im Fall einer Infektion das Pathogen zielgerichtet zu bekämpfen, ohne jedoch das Organ selbst zu schädigen. Dies gilt auch für die fetomaternale Grenzzone. Hier stellt sich jedoch das Problem, dass immunologische Mechanismen so zentral in die plazentare Architektur und Entwicklung verwoben sind, dass eine manifeste Infektion oftmals eine bleibende Schädigung der Plazentafunktion und damit eine Gefährdung des weiteren Schwangerschaftsverlaufs nach sich zieht.