Lernziele
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kennen Sie die wesentlichen Einflüsse auf die Fertilität Ihrer Patientin und können diese hinsichtlich Ihres Verhaltens dazu beraten.
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veranlassen Sie bei unerfülltem Kinderwunsch eine an der Anamnese orientierte zielführende Diagnostik.
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kennen Sie die relevanten in der allgemeingynäkologischen Praxis behandelbaren Ursachen und Therapieformen bei anovulatorischer Infertilität.
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indizieren Sie rechtzeitig die begleitende Vorstellung in einem Kinderwunschzentrum zur Beratung hinsichtlich Chancen und Grenzen assistierter Reproduktionsverfahren.
Einleitung
Weibliche Fertilität ist altersabhängig
Beeinflussbare präkonzeptionelle Einflüsse auf die Fertilität
Lebensstilmodifikation
Adipositas (BMI >35) | 4fach verlängerte TTP |
Untergewicht (BMI <19) | 2fach verlängerte TTP |
Rauchen | 60 %ige Risikosteigerung für Infertilität |
Alkohol (>2 Getränke pro Tag) | 60 %ige Risikosteigerung für Infertilität |
Kaffee (>2–3 Tassen pro Tag) | 45 %ige Abnahme der Fruchtbarkeit |
Sonstige Drogen, Umweltgifte | Unklar |
Ernährung und Nahrungssupplemente
Beratung zum Konzeptionsoptimum
Stress
Anamneseorientierte Diagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch
Definition des unerfüllten Kinderwunsches
Einflussfaktoren der Paarfertilität
Dauer des Kinderwunsches/Beendigung der Kontrazeption |
Zyklusintervall und Blutungsdauer/-stärke, zyklusabhängige Beschwerden (Dysmenorrhö) |
Körpergewicht und -größe, Gewichtsschwankungen |
Medikamenteneinnahme, Supplemente |
Chronische Erkrankungen, Voroperationen (auch beim Partner) |
Vorherige Schwangerschaften und Geburten |
Sexualanamnese (Koitusfrequenz, sexuelle Funktionsstörungen) |
Hormonelle Diagnostik bei Zyklusstörungen
Eumenorrhö | Zykluslänge 25–35 Tage, individuelle Abweichung max. 2–3 Tage, Spotting ≤2 Tage |
Amenorrhö | Ausbleiben der Mens >3 Monate oder fehlende Menarche |
Tempoanomalien
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Polymenorrhö | Zykluslänge <25 Tage |
Oligomenorrhö | Zykluslänge >35 Tage |
Typusanomalien
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Hypermenorrhö | Verstärkte Menstruationsblutung |
Hypomenorrhö | Abgeschwächte und/oder verkürzte Menstruationsblutung |
Menorrhagie | >7 Tage dauernde Menstruationsblutung |
Metrorrhagie | Ohne erkennbares Muster auftretende Zwischenblutungen |
„Spotting“ | Prämenstruell, postmenstruell oder periovulatorisch auftretende Schmierblutungen |
Abklärung bei Zyklusstörung (optimal am ZT 2–5 oder bei Amenorrhö) | Trotz regelmäßiger Zyklen |
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Östradiol, FSH und LH, ggf. AMH | TSH, ggf. AMH |
Testosteron, SHBG, DHEAS, Prolaktin, TSH | – |
Spermiogramm und andrologische Untersuchung
Tubare Diagnostik
Therapie
Ovulationsinduktion
Clomifen | Letrozol | Metformin | |
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Wirkstoffgruppe | Antiöstrogen | Aromatasehemmer | Insulinsensitizer |
Verordnung | Laut Zulassung | „Off-label“ | „Off-label“ |
Dosierung | 1 Tbl. (50 mg) tgl. über 5 Tage ab Zyklusanfang (Tag 2–5) | 1 Tbl. (je 2,5 mg) tgl., Schema wie bei Clomifen | 1/2 bis 1 Tbl. tgl., einschleichend über ca. 3–4 Wochen |
Steigerung | Bis zu 3 Tabletten (150 mg) tgl. | Bis zu 3 Tbl. (7,5 mg) tgl. | Zieldosis 1000–2000 mg tgl. (BMI-abhängig) |
Typische Nebenwirkungen | Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen | Schwindel, Kopfschmerzen | Übelkeit, Blähungen, Magenschmerzen |
Komplikationen | Mehrlingsrisiko | Mehrlingsrisiko, geringer als bei Clomifen (?) | Laktatazidose (Hinweis vor einer Narkose) |
Letrozol und Metformin als alternative Optionen bei PCOS
Fazit für die Praxis
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Die Paarfertilität ist von vielen Einzelfaktoren beeinflusst.
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Die Konzeptionschancen sind durch das Alter der Frau und die Dauer des unerfüllten Kinderwunsches maßgeblich bestimmt.
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Zum Einfluss von Lifestyle-Faktoren auf die Fruchtbarkeit sollten beide Partner beraten werden.
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Eine hormonelle Diagnostik ist bei jeder Zyklusstörung indiziert, und eine anovulatorische Infertilität lässt sich in der Praxis erfolgreich behandeln.
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Vor Therapiebeginn sollte ein Spermiogramm vorliegen.
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Bei eingeschränkter Ovarreserve können eine frühere Diagnostik und eine Vorstellung im Kinderwunschzentrum zur Wahrung der Chancen sinnvoll erscheinen.