DGGG stellt Leitlinie für Schwangerschaftsabbruch vor

Für Abruptiones im ersten Trimenon gibt es nun die erste nationale Leitlinie. Weil die Studienlage dünn ist, fallen manche Empfehlungen nicht so aus, wie es sich manche Beteiligte gewünscht hätten. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) ist ihrem Auftrag aus dem damals von Jens Spahn (CDU) geführten Bundesgesundheitsministerium nachgekommen, eine Leitlinie für den Schwangerschaftsabbruch zu erarbeiten. Sie soll gute, sichere Handlungsanweisungen geben und eine Versorgung schwangerer Frauen mit höchster Evidenz gewährleisten, sagte DGGG-Präsidentin Professorin Barbara Schmalfeldt am Donnerstag bei der Vorstellung der Leitlinie in Berlin. Für Ärzte und Ärztinnen ändere sich durch die Empfehlungen im Grunde „nüscht“, betonte Leitlinienkoordinator Professor Mathias David. Die Handlungsanweisungen würden schon längst „gelebt“. Der Expertenkonsensus, den es in der Vergangenheit gegeben habe, sei auf Druck der Politik nun in eine Leitlinie gegossen worden. Zu speziellen Fragen folgen noch Evidenzberichte Dabei, das machten die Vertreter der DGGG klar, sei es aufgrund fehlender Studien nicht immer möglich gewesen, manche erwarteten Handlungsanweisungen eindeutig zu geben. So beispielsweise gebe es keine ausreichenden Beweise, um den medikamentösen Abbruch als erste Wahl festzulegen, sagte David, der auf der Pressekonferenz bekannte, diese nichtoperative Methode zu präferieren. In Schweden und Großbritannien wird der medikamentöse Abbruch in über 80 Prozent der Fälle angewandt, in Deutschland beträgt der Anteil 36 Prozent. Hier dominiert die Absaugmethode. Weil die Datenlage teilweise dünn ist, kümmert sich jetzt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) darum, zu einigen zentralen Fragen Evidenzberichte zu erstellen. Ziel ist es, die IQWiG-Erkenntnisse dann in eine neue S3-Leitlinie einfließen zu lassen. Neben dem Vergleich zwischen medikamentösem und operativem Schwangerschaftsabbruch stehen unter anderem auch die Fragen im Raum, ob die Saugkürette nebenwirkungsärmer ist als die Metallkürettage, ob Kontrolluntersuchungen nach dem Abbruch oder eine perioperative Antibiotikaprophylaxe notwendig sind. Relevante Versorgungslücken nicht ausgemacht Entgegen oft anderslautenden Berichten und mancher Meinung von an der Leitlinie beteiligten Gesellschaften konnten keine klaren Versorgungsengpässe in Bezug auf den Schwangerschaftsabbruch festgestellt werden. Diese gebe es zwar im südbayerischen Raum und auf den Nordseeinseln, aus medizinischer Sicht gebe es sonst aber keine „relevanten Versorgungslücken“, sagte David. Bei der Beurteilung sei die Liste der zum Abbruch bereiten Ärzte bei der Bundesärztekammer und eine zweistündige Fahrzeit für die Patientinnen zugrunde gelegt worden. Man habe also mit dem schlechtesten Szenario gearbeitet, erklärte Leitlinienkoordinator Mathias David. Zurückhaltend äußerte er sich zu der Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), dass die Abruptio auch vermehrt von Hausärzten angeboten werden sollte. David deutete an, dass aufgrund der Profession die Gynäkologen für die Vornahme eines Abbruchs eher prädestiniert seien. Er könne aber nicht für die DGGG sprechen, betonte er. Skepsis bei Regierungsplänen Deutlicher wurde David bei der Frage, wie sich die Situation für ungewollt schwangere Frauen verändern würde, würde der Paragraf 218 StGB abgeschafft. Im ersten Halbjahr 2023 will die Regierung eine Sachverständigenkommission einsetzen, die sich mit der Frage befassen soll, wie Schwangerschaftsabbrüche außerhalb des Strafrechts geregelt werden können. „Ich hoffe dass ich das Fallen des 218 nicht mehr erleben muss in meinem ärztlichen Leben. Wir sollten uns nicht anmaßen, die Berliner liberale Sicht auf ganz Deutschland zu übertragen“, sagte David. Die Fristenregelung sei schließlich das Ergebnis eines gesellschaftlich ausgehandelten Kompromisses. Skeptisch zeigte sich auch Professor Anton Scharl, DGGG-Vizepräsident. Wenn die Beratungspflicht wegfallen sollte, würde er das nicht für gut halten. Es gebe Frauen, die froh seien um eine Instanz, die neutral mit ihnen spreche. Quelle: Ärzte Zeitung

Hauptrubriken

Service

Fachgebiete

Themen

Sammlungen

Springer Medizin

DGGG stellt Leitlinie für Schwangerschaftsabbruch vor

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Allgemeinmedizin

Fallbericht: Lungenkontusion nach Sprung vom Zehn-Meter-Turm

Corona schädigt die Lunge oftmals dauerhaft

Kardiale Sarkoidose: „Die Patienten sind akut bedroht vom plötzlichen Herztod“

Quartalswechsel: Volles Honorar in der Pädiatrie, Telefon-AU läuft aus

Update Allgemeinmedizin