Erschienen in:
19.04.2018 | Kaiserschnitt | Medizinrecht
Forensischer Druck als Sektioindikation – Gefühl oder Evidenz?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Thomas Schwenzer, MBA
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 6/2018
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Auszug
Seit einigen Jahren ist in Deutschland [
9,
15,
23], aber auch weltweit eine intensive Diskussion über die hohen (zu hohen?) Kaiserschnittraten entbrannt. Die Rate an Kaiserschnitten liegt seit 2008 in Deutschland bei über 30 %, dabei ist allerdings in den letzten Jahren kein weiterer Anstieg der Kaiserschnittfrequenz zu verzeichnen, sondern sogar ein leichter Rückgang um knapp 2 Prozentpunkte (Abb.
1). Die Diskussion in Deutschland wird unterstützt durch die weltweite Entwicklung der Kaiserschnittraten, die auch in weniger entwickelten Ländern stark ansteigt [
5], und durch die dazu von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezogenen Positionen: Die WHO [
45] hat ein neues Statement zum Kaiserschnitt publiziert. Dieses Statement ist mit dem Leitsatz überschrieben:
„Every effort should be made to provide caesarean sections to women in need, rather than striving to achieve a specific rate“. Damit verabschiedet sich die WHO von ihrem mehr als 30 Jahre alten Statement aus dem Jahr 1985 [
1], in dem sie Kaiserschnittraten zwischen 10 und 15 % für angemessen erachtet hat. Die WHO fokussiert nunmehr darauf – ohne Nennung einer konkreten Kaiserschnittfrequenz – unnötige Kaiserschnitte zu vermeiden. …