Erschienen in:
30.09.2016 | Distale Radiusfraktur | Leitthema
Sekundäre Sehnenrekonstruktionen am Daumen
verfasst von:
Dr. B. Bickert, T. Kremer, U. Kneser
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Geschlossene Sehnenrupturen des Daumens, die einer sekundären Rekonstruktion bedürfen, betreffen die kurze Daumenstrecksehne (EPB), die lange Daumenstrecksehne (EPL) und die lange Daumenbeugesehne (FPL). Die Therapie der EPB-Sehnen-Ruptur besteht in der knöchernen Refixation mit temporärer Transfixation des Gelenks. Bei vorbestehender oder posttraumatischer Arthrose ist die definitive Arthrodese des Daumengrundgelenks das bessere Verfahren. Geschlossene EPL- und FPL-Sehnen-Rupturen können nicht durch eine direkte Sehnennaht versorgt werden. EPL-Sehnen-Rupturen in Höhe des Handgelenks treten häufig als Folge distaler Radiusfrakturen auf, sowohl im Zusammenhang mit dorsal überstehenden Schrauben nach palmarer Plattenosteosynthese, als auch nach konservativer Therapie, insbesondere undislozierter Frakturen. Die motorische Ersatzoperation mit Umlagerung der Extensor-indicis-Sehne ist ein bewährtes Verfahren, die Rekonstruktion mit freiem Palmaris-longus-Sehnen-Transplantat eine mögliche Alternative. Die Wahl der richtigen, leicht überkorrigierten Vorspannung ist entscheidend und wird intraoperativ im Tenodesetest geprüft. FPL-Rupturen treten in Höhe des Handgelenks typischerweise 3 bis 6 Monate nach distaler Radiusosteosynthese mit palmarer winkelstabiler Platte auf und kündigen sich meist mehrere Wochen lang durch Krepitation und Schmerzen an. Sie können durch vorzeitige Entfernung des Osteosynthesematerials, Beugesehnensynovialektomie und Karpalkanaldekompression vermieden werden. Ist es zur FPL-Sehnen-Ruptur gekommen, sollten die Möglichkeiten der Sehnenrekonstruktion bei Patienten jenseits des Jugendalters gegen die weniger zeitaufwendige Arthrodese oder Tenodese des Daumenendgelenks abgewogen werden.