Erschienen in:
01.08.2014 | Originalien
Sell-Irritationspunkt S1
Möglicher Zusammenhang mit dem Sakroiliakalgelenk
verfasst von:
PD Dr. G. Windisch, B. Auer, G. Hackl
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Ziel
Ziel dieser Studie war es, das morphologische Korrelat des von Karl Sell beschriebenen Irritationspunkts (Sell-Irritationspunkt S1) zu untersuchen. Des Weiteren sollte die Zuverlässigkeit dieses Irritationspunkts im Kontext mit der Dreischrittdiagnostik von SIG-Dysfunktionen analysiert werden.
Patienten und Methoden
Bei 228 Patienten wurde in die von James Cyriax beschriebenen Basisuntersuchungen des Hüftgelenks und der Lendenwirbelsäule der Sell-Irritationspunkt S1 mit einbezogen. Nach Durchführung der klinischen Tests konnte anhand eines Protokolls zwischen folgenden Schmerzgeneratoren unterschieden werden: 1) diskogener Schmerz aus den unteren LWS-Bandscheiben, 2) Spannungs- oder Kompressionsradikulopathie des Plexus lumbosacralis, 3) Sakroiliakalgelenk (SIG) und 4) Zygapophysealgelenk (ZAG) L5/S1. Der Sell-Irritationspunkt S1 wurde vor und nach der Behandlung protokolliert.
Ergebnisse
Insgesamt wurde bei 112 Patienten (49,1 %) eine bandscheibenbedingte Ursache als Arbeitsdiagnose festgestellt. Bei 12 Patienten (8,8 %) wurde das SIG als primäre Schmerzquelle für den unteren Rückenschmerz diagnostiziert. Eine Radikulopathie wurde bei 86 Patienten (37,7 %) befundet, eine Kombination aus ZAG L5/S1 und diskogener Beteiligung L5/S1 bei 10 Patienten (4,4 %). Der Sell-Irritationspunkt S1 war vor der Therapie bei 120 Patienten (52,6 %) negativ und bei 108 Patienten (47,4 %) positiv. Nach erfolgter Therapie war er bei 136 Patienten (59,6 %) unverändert, bei 2 Patienten (0,9 %) schmerzhafter und bei 90 Patienten (39,5 %) weniger schmerzhaft. Beim Vergleich zwischen den Patienten mit und ohne SIG-Dysfunktion wurde ein p-Wert von 0,252 berechnet, somit unterscheiden sich die beiden Gruppen nicht signifikant voneinander. Der Sell-Irritationspunkt S1 lässt daher keinen Rückschluss auf eine SIG-Dysfunktion zu.