Erschienen in:
01.03.2006 | Leitthema
Sensomotorische diabetische Neuropathien
Epidemiologie, Klinik und Diagnostik
verfasst von:
Prof. Dr. K. Reiners, M. Haslbeck
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 2/2006
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Zusammenfassung
Die Erkrankungen des peripheren Nervensystems bei Diabetes mellitus umfassen verschiedene Manifestationsformen. Am häufigsten ist die längenabhängige distal-symmetrische sensomotorische Polyneuropathie, die sich zunächst an den längsten Nervenfasern, beim Menschen im Ischiasnerv, manifestiert. Frühe Symptome sind sockenförmig verteilte Parästhesien, Dysästhesien, später auch Schmerzen. Motorische Symptome wie Muskelkrämpfe und atrophische Paresen der kleinen Fußmuskeln und Fuß- und Zehenheber werden zunächst oft nicht beachtet, sind aber neben Sensibilitätsstörung und autonomer Denervierung wegbereitend für das diabetische Fußsyndrom. Differenzialdiagnostisch sind v. a. immunbedingte entzündliche Polyneuropathien mit und ohne Paraproteinämie, eine Radikuloneuritis bei Borreliose und toxisch bedingte Neuropathien zu bedenken. Seltener sind Mononeuropathien wie das Karpaltunnelsyndrom und fokale Neuropathien, zu denen die diabetische Amyotrophie und die diabetische Ophthalmoplegie zählen. Gemeinsames Merkmal dieser diabetischen Neuropathieformen ist ein akutes neuropathisches Schmerzsyndrom, rasch gefolgt von umschriebener Muskellähmung. Eine fachneurologische Untersuchung mit Neuro- und Myographie ist bei allen Zweifeln an einer diabetischen Genese angezeigt.