Sepsis: Gestörte Immunantwort hallt lange nach

Einige Patienten mit Sepsis haben auch ein Jahr nach Klinikaufnahme ein gestörtes Immunsystem, mit der Folge, dass auch die Mortalität höher liegt als bei Patienten mit normalen Immunparametern. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Patienten, die eine Sepsis überstanden haben, sind auch nach der Klinikentlassung gefährdet. Unter anderem ist die Einjahressterberate deutlich erhöht. Bisherige Studien erbrachten Hinweise, dass dies nicht allein etwa auf einen schlechten Gesundheitszustand vor der Klinikeinweisung wegen Sepsis zurückzuführen ist. Da bisher unklar war, ob Immunstörungen nach der Sepsis noch anhalten, haben US-Ärzte um Dr. Sachin Yende von der Universität von Pittsburgh in Pennsylvania den immunologischen Verlauf bei Sepsispatienten prospektiv verfolgt. Grundlage ihrer Studie waren die Befunde von fast 500 Patienten, die zwischen Anfang 2012 und Mitte 2017 in zwölf klinischen US-Zentren wegen Sepsis stationär behandelt wurden. Sie wurden innerhalb von 72 Stunden in die Studie aufgenommen. Biomarker für Entzündung und Endothelfunktion im Blick Nach drei, sechs und zwölf Monaten wurden die Patienten kontaktiert und Blutproben genommen. Zu insgesamt fünf Zeitpunkten – zusätzlich innerhalb der ersten 72 Stunden sowie 7–11 Tage nach Klinikaufnahme – wurden Immunreaktionen anhand von Biomarkern analysiert. Darunter waren Marker für Entzündungen, Immunsuppression, Hämostase, Endothelfunktion und oxidativen Stress. Alle Parameter werden während einer Sepsis aktiviert und können zu einer erneuten Klinikeinweisung oder zum Tod führen, etwa aufgrund einer kardiovaskulären Erkrankung, Infektion oder wegen einer Krebserkrankung. Von mehr als 550 Patienten konnten die Ärzte die Befunde von 483 Patienten für ihre Studie nutzen. Innerhalb eines Jahres der Nachbeobachtung mussten 205 Patienten (42,5%) insgesamt 485 Mal erneut die Klinik aufsuchen, median erstmals nach 63 Tagen. Bei fast jeder zweiten erstmaligen Wiederaufnahme war eine Infektion der Grund, bei knapp 10% eine kardiovaskuläre Erkrankung und bei 4,5% eine Krebserkrankung. Von den 483 Studienteilnehmern starben 43 (8,9%) innerhalb von drei, 56 (11,6%) innerhalb von sechs und 85 (17,6%) innerhalb von zwölf Monaten. Todesursachen waren Krebs (46,4%), kardiovaskuläre Erkrankungen (17,4%) und Infektionen (23,2%). CRP- und PD-L1-Werte erhöht Hervorzuheben sind die Entwicklungen der Marker hochsensitives C-reaktives Protein (CRP) als Entzündungszeichen und löslicher PD-L1-Rezeptor als Zeichen der Immunsuppression. CRP war nach drei Monaten bei 25,8% der Teilnehmer, nach sechs Monaten bei 30,2% und nach einem Jahr bei 25,6% erhöht. Beim PD-L1 lag der Anteil der Patienten mit erhöhten Werten entsprechend bei 46,4%, 44,9% und 49,4%. Jene Patienten, die übermäßige Entzündungs- und immunsuppressive Zeichen aufwiesen, hatten ein signifikant höheres Sterberisiko ein Jahr nach der erstmaligen stationären Aufnahme (Odds Ratio [OR]: 8,26; 95%-Konfidenzintervall: 3,45–21,69; p < 0,001). Zudem war nach sechs Monaten das Risiko für eine erneute stationäre Behandlung oder das Risiko, aus jedwedem Grund zu sterben, signifikant erhöht (OR: 1,53; 95%-Konfidenzintervall: 1,10–2,13; p = 0,01). Schließlich war auch das Risiko, wegen einer kardiovaskulären (Hazard Ratio [HR]: 5,07) oder einer Krebserkrankung (HR: 5,15) nach einem halben Jahr erneut stationär behandelt zu werden oder an den Folgen zu sterben, signifikant höher als bei unauffälligem Immunstatus, wie die Ärzte berichten. Sie hatten – um Verzerrungen der Ergebnisse zu vermeiden – bei den Berechnungen unter anderem chronische Erkrankungen in der Anamnese, Organunterstützungssysteme, Schwere der Erkrankung und Lokalisation der Infektion berücksichtigt. Einschränkend weisen Yende und Kollegen darauf hin, dass die Studie keine Kontrollgruppe führte. Das Wichtigste in Kürze Frage: Hat Sepsis auch langfristig immunologische Folgen, und sind diese Folgen über längere Sicht mit schlechten Gesundheitsparametern assoziiert? Antwort: Einige Patienten mit Sepsis haben nach Klinikentlassung auch langfristig erhöhte Werte von Entzündungs- und Immunsuppressionsmarkern. Bedeutung: Sepsispatienten mit dysregulierter Immunantwort haben ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs, assoziiert mit einer erhöhten Mortalität. Einschränkung: Unvollständige Kontrollmessungen, keine Kontrollgruppe ohne Sepsis.

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