Erschienen in:
13.10.2021 | Sepsis | Leitthema
Sepsis des Frühgeborenen
Innovative Konzepte der Prävention und frühen Diagnostik
verfasst von:
Dr. S. Pirr, Prof. Dr. C. Härtel, Prof. Dr. D. Viemann
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 12/2021
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Zusammenfassung
Die neonatale Sepsis stellt weltweit eine der häufigsten Todesursachen in der Neonatalperiode dar. Vor allem Frühgeborene sind sehr anfällig für schwere Infektionen. Aufgrund des raschen Verlaufs und der hohen Mortalität muss in Ermangelung eines verlässlichen Frühmarkers oft schon bei Sepsisverdacht empirisch antibiotisch behandelt werden. So wird ein Großteil der Frühgeborenen während des Aufenthalts auf der neonatologischen Intensivstation mindestens einmal einem Antibiotikum ausgesetzt. Etablierte Präventionsmaßnahmen konnten die Inzidenz der neonatalen Sepsis in den letzten Jahren nicht entscheidend senken. Die immunologische Besonderheit des Frühgeborenen und eine ungünstige mikrobielle Besiedlung des Darms sind als kritische Risikofaktoren der neonatalen Sepsis identifiziert. Daher ist die postnatale Etablierung des Darmmikrobioms im Wechselspiel mit dem reifenden Immunsystem für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien in den Fokus gerückt. Dabei hat sich das Verständnis für das neonatale Immunsystem entscheidend geändert. Die angenommene Unreife des neonatalen Immunsystems wurde als spezifische Immunprogrammierung erkannt, die den komplikationslosen Übergang aus der intrauterinen in die extrauterine Welt ermöglicht. Eine wichtige Rolle kommt den Alarminen S100A8-A9 zu. Sie schützen das Neugeborene vor überschießenden Entzündungsreaktionen im Rahmen der bakteriellen Kolonisation, ohne die Pathogenabwehr zu beeinträchtigen, und fördern die Entwicklung eines eubiotischen Darmmikrobioms. Diese Erkenntnisse bieten neue Möglichkeiten der Prävention und frühzeitigen Diagnostik der neonatalen Sepsis.