Erschienen in:
26.07.2017 | Leitthema
Sexualpädagogik und Gewaltprävention
Beiträge zu einer differenzsensiblen Prävention von sexualisierter Gewalt
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 9/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat in pädagogischen Kontexten hohe Priorität. Dies begründet sich sowohl durch die massiven (möglichen) psychosozialen Folgen einer Viktimisierung durch sexualisierte Gewalt als auch durch die z. T. erheblichen Prävalenzraten, die in aktuellen Studien berichtet werden. Präventive Ansätze sind vornehmlich in den Bereichen der Gewaltprävention und der Sexualpädagogik verortet, wo sie durch jeweils eigenständige Traditionslinien und Positionen gekennzeichnet sind. Der Beitrag skizziert deren empirisch noch weitgehend ungeklärtes Verhältnis mit einem Fokus auf Geschichte und Entwicklung sexualpädagogischer Diskurse. Divergierende disziplinäre Versuche einer Standortbestimmung gegenüber der Prävention von sexualisierter Gewalt offenbaren ein Spannungsfeld zwischen sexualitätsbejahenden und präventiven Lernzielen. Ein Primat präventiver Inhalte wird dabei als Anfrage an eine umfassende und die positiven Aspekte von Sexualität betonende sexuelle Bildung aufgefasst. Umgekehrt stehen deren Ansprüche jedoch einer Ausblendung und Tabuisierung von sexualisierter Gewalt entgegen. Noch unabgeschlossen ist dabei die Suche nach einem „dritten Weg“, der die Gegensätze dieser beiden Herangehensweisen in integrative pädagogische Konzepte überführen kann. Mit Blick auf die internationale sexualpädagogische Forschung und Theorie werden offene Fragen um mögliche Beiträge von Sexualpädagogik zur Prävention von sexualisierter Gewalt diskutiert, insbesondere inwieweit diese auch sensibel für Differenz sein kann.