Erschienen in:
26.07.2017 | Orgasmusstörungen | Leitthema
Sexuelle Funktionsstörungen: Wandel der Sichtweisen und Klassifikationskriterien
verfasst von:
Prof. Dr. Jürgen Hoyer, Julia Velten
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die sexuelle Reaktion ist das Resultat eines komplexen Zusammenwirkens von psychologischen, physiologischen, interpersonellen, sozialen und kulturellen Faktoren. Diese Faktoren und somit auch das sexuelle Verhalten sind einem ständigen Wandel unterworfen.
Fragestellung
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie sich der Zugewinn an Grundlagenwissen und sich ständig verändernde soziokulturelle Bedingungen auf die wissenschaftliche Definition sexueller Funktionsstörungen auswirken, welche Kontroversen bestehen und inwieweit es gelingt, die mit der Vergabe von Diagnosen verbundene Tendenz zur Medikalisierung und Stigmatisierung sexuellen Verhaltens zu begrenzen.
Material und Methoden
Anhand der führenden internationalen Klassifikationssysteme psychischer Störungen werden auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur die veränderten Kriterien der sexuellen Funktionsstörungen bei der Frau und beim Mann dargestellt und kommentiert.
Ergebnisse und Diskussion
In den neuen, revidierten Kriterien für sexuelle Funktionsstörungen werden diese weiter objektiviert, was eine verbesserte Grundlage für eine valide Diagnose dieser Störungsbilder liefert. Überkommene Konzepte wie das der sexuellen Aversion werden nicht weiterverfolgt. Trotzdem gibt es bemerkenswerte Divergenzen zwischen den revidierten Klassifikationssystemen, insbesondere was die dualistische Sichtweise psychisch versus organisch bedingter sexueller Probleme anbetrifft. Weiterer Wandel bleibt vorgezeichnet.