Erschienen in:
09.10.2020 | Notfallmedizin
Simulation einer videoassistierten Bergung von Fremdkörpern im Atemweg von Kindern durch nichtmedizinisches Personal
verfasst von:
P. Schepat, H. Herff, M. Alhareh, Prof. Dr. V. Wenzel, MSc, FERC
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine Verlegung des oberen Atemweges ist eine akute und dramatische Notfallsituation, da diese sehr schnell zu Hypoxie, Kreislaufstillstand und zum Tod führen kann. Eine Video-Magill-Zange wurde entwickelt, die es untrainierten Ersthelfern in einer Ultima-Ratio-Situation erlauben soll, einen Fremdkörperbergeversuch bei einer Verlegung des oberen Atemwegs durchzuführen.
Ziel der Arbeit
In dieser Studie wurde die Entfernung eines simulierten Fremdkörpers aus dem Hypopharynx eines Reanimationsphantoms mit einer normalen Magill-Zange und einer neu entwickelten Video-Magill-Zange miteinander verglichen. Zielgrößen waren die Zeit, der Erfolg, die Benutzerfreundlichkeit und die Sichtbarkeit des simulierten Fremdkörpers.
Material und Methoden
Nach einer kurzen Einweisung haben 81 Erzieherinnen, 51 Schulkinder (10 bis 14 Jahre) und 52 angehende Notärzte versucht, einen Spielbaustein (4er-„Lego“-Stein) mittels einer normalen Magill-Zange oder der neu entwickelten Video-Magill-Zange aus dem Hypopharynx eines Reanimationsphantoms zu entfernen. Hierbei wurde der erste Versuch zur Bergung des Spielbausteins über die Zahngrenze des Phantoms hinaus innerhalb von 60 s als Erfolg gewertet.
Ergebnisse
Der Gebrauch der Video-Magill-Zange führte zu signifikant höheren Erfolgen einer Bergung des Spielbausteins innerhalb 60 s, sowohl in der Gruppe der Erzieherinnen (84 % vs. 30 %; p 0,0001) und der Schulkinder (84 % vs. 18 %; p < 0,0001) als auch bei den angehenden Notärzten (92 % vs. 40 %; p < 0,0001). Auch die Zeit zur Bergung des Spielbausteins war mit der Video-Magill-Zange in allen Gruppen signifikant kürzer als mit der normalen Magill-Zange (29 ± 18 vs. 45 ± 19 s Erzieherinnen, 29 ± 18 vs. 54 ± 14 s Schulkinder, 33 ± 18 vs. 45 ± 20 s angehende Notärzte; p < 0,0001). In allen Gruppen wurden die Benutzerfreundlichkeit sowie die Sichtverhältnisse der Video-Magill- vs. normaler Magill-Zange in einem analogen Punktesystem (jeweils von 1 – sehr einfach bis 10 – extrem kompliziert) als signifikant besser bewertet (Benutzerfreundlichkeit – Erzieherinnen 2,8 ± 1,6 vs. 7,8 ± 2,7; Schulkinder 2,0 ± 1,3 vs. 7,2 ± 2,5; Notärzte 3,2 ± 2,2 vs. 4,9 ± 3,1; Sichtbarkeit – Erzieherinnen 1,9 ± 1,4 vs. 9,8 ± 0,6; Schulkinder 1,3 ± 0,6 vs. 9,2 ± 1,6; Notärzte 2,3 ± 1,8 vs. 9,1 ± 2,3; p < 0,0001).
Schlussfolgerung
In dieser Studie konnten sowohl Erzieherinnen, Schulkinder und angehende Notärzte mit der von uns konstruierten Video-Magill-Zange einen simulierten Fremdkörper aus dem Atemweg eines Reanimationsphantoms häufiger erfolgreich, schneller und mit besserer Sicht bei besserer Anwenderfreundlichkeit bergen.