Skip to main content

2018 | Buch

Simulation in der Medizin

Grundlegende Konzepte - Klinische Anwendung

herausgegeben von: Dr. Michael St.Pierre, Dr. Georg Breuer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Das vorliegende Werk beschreibt umfassend den aktuellen Stand zu Simulationskonzepten in der Medizin. Das Buch richtet sich an Klinik- und Pflegedienstleitungen, Personalabteilungen, Verwaltungsleiter, Rettungsdienstorganisationen und Leiter von Simulations- und Trainingseinrichtungen bzw. an alle, die mit Simulation beginnen oder diese ausbauen möchten und praktische Fragen zur Implementierung und Umsetzung haben.

Das interdisziplinäre Autorenteam mit langjähriger Erfahrung bei der Durchführung von Simulationsprogrammen informiert Sie mit vielen Tipps aus der Praxis wie Sie

ein gutes pädagogisches Konzept erstellen,

die technischen Möglichkeiten nutzen können, um den wachsenden Qualitätsansprüchen an Lehre und Ausbildung gerecht zu werden und wie Sie

durch Ihr Training die Patientensicherheit weiter erhöhen.Die 2. Auflage erscheint aktualisiert und um die Themen Simulation in der rettungsdienstlichen Ausbildung und Simulation in der Ausbildung der Pflegeberufe erweitert. Darüber hinaus thematisieren Experten, wie Forschung eingesetzt werden kann, um Simulationstrainings zu gestalten, und um Prozesse und Zusammenhänge zu analysieren, die anders schwer zu untersuchen wären. Auch der Qualifikation von Trainern ist nun ein eigenes Kapitel gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Blick zurück: Die Geschichte der Patientensimulation
Zusammenfassung
Wenngleich Simulation zum Zweck der medizinischen Ausbildung eine jahrhundertelange Tradition hat, liegen die Wurzeln der Patientensimulation, wie wir sie heute verstehen, in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Rasante Fortschritte in der Computertechnologie sowie ein Wandel in der pädagogischen Konzeption des klinischen Lehrer-Schüler-Verhältnisses waren die beiden wichtigsten Rahmenbedingungen, unter denen sich Patientensimulation im Laufe der vergangenen 2 Jahrzehnte zu einem weltweit eingesetzten pädagogischen Werkzeug entwickeln konnte. Das vorliegende Kapitel gibt einen knappen Überblick sowohl über die historischen Wurzeln der Simulation als auch über die Entwicklung der verschiedenen Patientensimulatoren, die letztlich zur kommerziellen Entwicklung der heute verfügbaren Simulationsmodelle geführt hat.
Michael St.Pierre

Räumlichkeiten, Ausstattung, Finanzierung

Frontmatter
Kapitel 2. Vom Zimmer zum Zentrum – „form follows function“
Zusammenfassung
Die räumliche Gestaltung interdisziplinärer Simulationszentren unterscheidet sich erheblich von monodisziplinären Trainingsräumen. Der Leitgedanke für ein Simulationszentrum lautet daher nicht „noch mehr von dem Bisherigen“, sondern „alles wird anders“. Außerdem dient ein Simulationszentrum nicht der Krankenversorgung, sondern dem edukativen Prozess. Bei der Planung einer neuen Einrichtung stehen die inhaltliche Konzeption, der technische und räumliche Bedarf, der störungsfreie Ablauf der Veranstaltungen sowie die zukünftige Flexibilität im Vordergrund. Dabei gibt es nicht das eine Design, das sich in allen Situationen bewährt hat, sondern eine Reihe nützlicher Leitgedanken, die im Folgenden aufgezeigt und diskutiert werden.
Christina Jaki, Michael St.Pierre, Georg Breuer
Kapitel 3. Bild und Ton: Audiovisuelle Technik moderner Simulationszentren
Zusammenfassung
Ein Simulationszentrum zu planen oder zu betreiben ist durch den hohen Grad an Technisierung eine ganz spezielle und nicht zu unterschätzende Aufgabe. Um ein Training reibungslos zu bestreiten, muss neben dem medizinisch fachlichen Wissen und dem didaktischen Hintergrund auch über ein spezielles technisches Wissen verfügt werden. Dieses Kapitel soll allen einen kleinen Einblick in die technischen Geheimnisse rund um die medizinische Simulation bieten.
Eric Stricker, Oliver Szcypula
Kapitel 4. Simulation trotz knapper Kassen: Finanzplanung
Zusammenfassung
Die Finanzierung der Simulation zum „Lernen im geschützten Bereich“ ist durch die Kostenträger im Gesundheitssystem zurzeit noch nicht gedeckt. Engagement und Kreativität der betreibenden Ärzte und Pflegekräfte sind nötig, um ein regelmäßiges Simulationstraining zu ermöglichen. Schon mit einfachen technischen Mitteln ist ein Simulationstraining umsetzbar. Durch Nutzen von Synergien aus der studentischen Lehre und der Mitarbeiteraus- und -weiterbildung sowie der Bündelung von bereits etablierten Pflichtschulungen, wie z. B. dem Reanimationstraining, in einem Simulationszentrum kann auch der Betrieb eines technisch aufwendigeren Zentrums wirtschaftlich sein. Eine gute Vorbereitung und ein Geschäftsplan helfen bei der Gründung des Simulationszentrums. Soll ein Simulationszentrum langfristig betrieben werden, muss eine solide Finanzplanung erfolgen. Die Fix- und Leerkosten für ein solches Simulationszentrum sollten möglichst niedrig sein, und der Geschäftsplan muss eine Risikobewertung und ein Alternativszenario enthalten.
Malte Issleib, Gunter Schmidt, Michael Käser, Georg Breuer

Lehren und Lernen

Frontmatter
Kapitel 5. Simulators don’t teach – Lernprozesse und Simulation
Zusammenfassung
Simulation ist ein ausgezeichnetes Lehrwerkzeug und vermag theoretische und praktische Elemente in konkreten Situationen miteinander zu kombinieren. Auch bei sog. „Blended Learning-Settings“, bei dem verschiedene Lernformen wie Präsenz- und Online-Lernen miteinander kombiniert werden können, spielt die Simulation ebenfalls eine Rolle. Simulation ist dabei aber niemals ein Selbstzweck, sondern sollte immer in ein übergeordnetes Curriculum eingebettet und dem Vorwissen der Lernenden angepasst werden. Eine Stärke der Simulation im lerntheoretischen Sinne sind die dabei häufig möglichen konkreten Erfahrungen. Zusammen mit einer konstruktiven Feedback- und Debriefingkultur wird dabei ein nachhaltiges Lernerleben ermöglicht.
Georg Breuer
Kapitel 6. Lernen im Vollzug: Der Erwerb praktischer Fertigkeiten
Zusammenfassung
Sämtliche Bereiche der Medizin erfordern bestimmte praktische Fertigkeiten. Die Bandbreite reicht dabei von der Blutabnahme bis hin zu komplexen Untersuchungs- und Gesprächstechniken. Diese zu trainieren, ohne dabei die Patientensicherheit oder den Patientenkomfort zu gefährden, stellt eine Domäne der Simulation dar. Jede Fertigkeit sollte dabei standardisiert, wiederholt und mittels eines definierten Lernzieles curricular eingebunden sein. Dies ermöglicht auch eine entsprechende Prüfbarkeit. Bei der Vermittlung solcher sog. praktischer „Skills“ stellen die 4 Schritte nach Peyton eine vielfach bewährte, nachhaltige Methode dar. Hierfür ist auch eine wichtige Voraussetzung, dass im Vorfeld eine Arbeitsanleitung als Expertenkonsens erstellt worden ist, an dem sich die Lehrenden und Lernenden orientieren können.
Nils Thiessen, Andreas Fichtner, Georg Breuer
Kapitel 7. Der richtige Rahmen entscheidet: curriculare Implementierung der Simulation
Zusammenfassung
Längst hat die Simulation komplexer klinischer Fälle einen festen Stellenwert in verschiedenen Aus- und Weiterbildungsprogrammen eingenommen. Hieraus erwächst die Notwendigkeit, sich mit Aspekten der curricularen Planung und Umsetzung zu beschäftigen. Das vorliegende Kapitel soll hierzu einen ersten Einstieg bieten und v. a. den sog. „Kern-Zyklus“ als hilfreiche Richtschnur vorstellen. Im Rahmen sehr komplexer curricularer Strukturen kann des Weiteren eine sog. „Kartierung“ einen hilfreichen Überblick über spezielle Lehr- und Lerninhalte des Curriculums bieten und beispielsweise symptomorientiert eine sog. „Lernspirale“ visualisieren.
Olaf Ahlers
Kapitel 8. „Assessment drives learning“: Konzepte zur Erfolgs- und Qualitätskontrolle
Zusammenfassung
Traditionell eingesetzte Prüfungsverfahren wie schriftliche und mündliche Prüfungen können den Dimensionen der ärztlichen Kompetenzen nur teilweise gerecht werden. Aus diesem Grund spielt das Assessment im Bereich der medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung sowie in der Lehr- und Lernforschung eine besondere Rolle. In der medizinischen Aus- und Weiterbildung kann eine Vielzahl von Prüfungsmethoden mit unterschiedlichsten Zielsetzungen zum Einsatz kommen. Durch den Einsatz verschiedener Formate werden die Schwächen einzelner Prüfungsformen minimiert. Unterschieden werden formative Prüfungsformate, die Studierenden ein Feedback über ihre Performance geben, und summative Prüfungsformate, die bewerten, ob ein Studierender alle zur Berufsfähigkeit notwendigen Kompetenzen erlangt hat. Neben den konzeptionellen Anforderungen des Prüfungswesens spielt auch das Qualitätsmanagement der Prüfungen eine wichtige Rolle. Die Prüfungen müssen methodisch dazu geeignet sein, die vermittelten Kompetenzen adäquat zu überprüfen, um so den Studienerfolg der Studierenden überhaupt messen zu können.
Saša Sopka, Melanie Simon, Stefan K. Beckers
Kapitel 9. Auch Lehrende lernen dazu: Grundkonzepte der DidaktikDidaktik Grundkonzepte
Zusammenfassung
Zukünftig sollen bundesweit Lehren, Lernen und Prüfen in der medizinischen Ausbildung an ärztlichen Rollen und Kompetenzen ausgerichtet werden. Dafür müssen einerseits den Kompetenzanforderungen angepasste Methoden für Unterricht und Lernstandskontrollen entwickelt oder adaptiert werden. Klassische Lehrformen müssen andererseits unter diesen Bedingungen kritisch reflektiert, überarbeitet und in der Praxis überprüft werden. Die zielorientierte Einbindung von simulationsbasierten wie auch peergestützten Lehr-/Lernformaten erfordert differenzierte didaktische Überlegungen und Planungen. Maßgeblich für das Gelingen eines Unterrichts sind letztlich der nachhaltige Lernerfolg und der dafür notwendige Ressourceneinsatz.
Maria Lammerding-Köppel, Jan Griewatz, Christine Baatz
Kapitel 10. Simulation aus Fleisch und Blut: Schauspielpatienten
Zusammenfassung
Seit 1963 sind Schauspielpatienten (SP) in der medizinischen Ausbildung bekannt und deren Einsatz nimmt kontinuierlich zu. In diesem Kapitel wird zunächst eine Begriffsdefinition von Schauspielpatienten in Abgrenzung zu standardisierten und simulierten Patienten gegeben und eine Abgrenzung zu Rollenspielen vorgenommen, wobei auch die Vor- und Nachteile des Rollenspiels unter Medizinstudierenden beleuchtet werden. Dann wird ein Überblick über den Einsatz von Schauspielpatienten in Unterricht und Assessment vom Casting über das Training, den praktischen Einsatz (inklusive der persönlichen Belastung der SP), die Observationen zur Qualitätssicherung bis hin zum Debriefing und der Honorierung in Abhängigkeit von der Art und Weise des Einsatzes gegeben. Abschließend werden die Vor- und Nachteile des Unterrichts mit SP gegenübergestellt und Perspektiven in der medizinischen Lehre aufgezeigt.
Kai Schnabel
Kapitel 11. Wie im wahren Leben: Simulation und Realitätsnähe
Zusammenfassung
Simulationsmodelle eignen sich, um verschiedene Lernziele zu erreichen. Sollen singulär technische Fähigkeiten unterrichtet und geübt werden, dann müssen die verwendeten Simulatoren die (menschliche) Realität mit größtmöglicher Genauigkeit darstellen. Sollen möglichst viele nichttechnische Fähigkeiten adressiert werden, dann muss ein Szenario in möglichst realistische Rahmenbedingungen eingebettet werden. Das gewählte Szenario muss realistisch sein und Simulation sowie technische Fähigkeiten des Simulators müssen aufeinander abgestimmt sein. Gleichzeitig können nichttechnische Fähigkeiten aber auch in vermeintlich unrealistischen Arbeitsumgebungen unterrichtet und erkennbar gemacht werden.
Daniel Stein, Katrin Schwerdtfeger, Eike A. Nickel, Sebastian G. Russo

Forschung

Frontmatter
Kapitel 12. Simulation und Forschung
Zusammenfassung
Simulation ist ein rasch wachsendes Forschungsfeld und beinhaltet 2 Schwerpunkte: Simulation als Trainingsmethode und Simulation als Untersuchungsmethode. Die Forschung zur Simulation als Trainingsmethode ist v. a. anwendungsorientiert mit dem Ziel, Informationen darüber zu erlangen, wie Simulationstrainings gestaltet werden können, damit die Teilnehmenden möglichst viel und nachhaltig lernen. Die Forschung mit Simulation als Untersuchungsmethode beinhaltet v. a. Grundlagenforschung mit dem Ziel, via Simulation Prozesse und Zusammenhänge zu untersuchen, die sonst nicht oder weniger gut zu untersuchen wären. In diesem Kapitel geben wir einen kurzen Überblick über beide Forschungsgebiete, weisen auf interdisziplinäre Herausforderungen und aktuelle Forschungslücken hin und bieten dazu Handlungsempfehlungen an.
Michaela Kolbe, Julia Seelandt, Andrina Nef, Bastian Grande
Kapitel 13. Verhalten ist messbar: Behavioural-Marker-Systeme und Kompetenzentwicklung
Zusammenfassung
Das Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und dem Messen von nichttechnischen Kompetenzen, oft auch Soft-Skills genannt, die einen wichtigen Bestandteil beruflicher Kompetenzen ausmachen. In kritischen Situationen sind Führungskompetenzen, Team- oder Kommunikationsfähigkeiten oft entscheidend für den Erfolg eines Teams. Um diese Kompetenzen verbessern zu können, ist es unabdingbar, dass man diese reliabel und valide erfassen kann. Im Kapitel werden als Erstes Kompetenzen und speziell nichttechnische Kompetenzen definiert und ihre Relevanz in der Medizin aufgezeigt. Danach wird anhand von etablierten Messmethoden (sog. Behavioral-Marker-Systemen) erklärt, wie nichttechnische Kompetenzen anhand von Verhalten zuverlässig erfasst werden können. Zudem wird erläutert, wie diese Behavioral-Marker-Systeme in Aus- und Weiterbildung, in der Simulation sowie im klinischen Alltag eingesetzt werden können.
Tanja Manser, Jan Schmutz, Juliana Perry

Simulation und „Faktor Mensch“

Frontmatter
Kapitel 14. Human Factors für Simulatortrainings
Zusammenfassung
Im vorliegenden Kapitel werden Human Factors als Wissenschaftsfeld und Anwendungsdisziplin definiert und die Ebenen von Human Factors vorgestellt. Mit Simulation können Human Factors auf unterschiedlichen Systemebenen angesprochen werden, insbesondere die Schnittstellen zwischen Menschen, technischem Teilsystem und Organisation. Nichttechnisc he Kompetenzen sind ein wichtiger Teil der Human Factors, sollten aber nicht damit gleichgesetzt werden, um eine einseitige Fokussierung auf Verhaltenssicherheit zu vermeiden. Simulatoren können über das wertvolle Training der nichttechnischen Kompetenzen (CRM/ACRM) hinaus auch genutzt werden, um Bewusstsein für weitere Aspekte von Human Factors zu schaffen. Zudem kann die Arbeit mit Simulatoren durch gezielte Überprüfung von Technik und Arbeitsprozessen dazu beitragen, die Arbeit in Krankenhäusern stärker nach Human-Factors-Aspekten zu gestalten
Gesine Hofinger
Kapitel 15. Gute Nachrede – Debriefing
Zusammenfassung
Debriefing, die Nachbesprechung eines Simulationsszenarios, ist ein sehr wichtiger Bestandteil des simulationsgestützten Lernens. Viele der Reflexionen und Einsichten, die sich im Zusammenhang mit der Simulation ergeben, werden hier bewusst und explizit gemacht. Debriefings haben verschiedene Phasen, in der der Debriefer mit den Teilnehmern daran arbeitet, die Lernziele der Simulation umzusetzen. Gerade in den letzten Jahren bekam diese Kursphase viel Aufmerksamkeit, und eine Reihe von Verfahren wurde entwickelt. Gemeinsam ist diesen Modellen in der Regel, dass die Gruppe sich einen Überblick darüber verschafft, was im Szenario konkret geschah, dann einzelne Aspekte genauer analysiert und schließlich beschreibt, welche Lerneinsichten und Änderungsintentionen sich aus der Diskussion ergeben haben. Viele Faktoren beeinflussen, wie ein Debriefing abläuft, z. B. die Gruppendynamik, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb der Gruppe oder die Erfahrung der Debriefer und Teilnehmer. Zunehmend werden Debriefingmethoden, die in der Simulation entwickelt wurden, auch in klinischen Zusammenhängen eingesetzt.
Peter Dieckmann
Kapitel 16. Schlüsselpersonen des Simulationsgeschehens: Simulationsinstruktoren
Zusammenfassung
Simulationen sind Lehr- und Lernwerkzeuge, deren Effektivität davon abhängt, wie sie von Simulationsinstruktoren genutzt werden. Instruktoren passen Simulationen an die Interessen und Lernbedürfnisse der Beteiligten an. Sie benötigen Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen, z. B. medizinisch-fachliche Aspekte, Inhalte in Bezug auf menschliches Erleben und Verhalten und methodische Kompetenzen für die Vorbereitung, Durchführung und Anpassung von Simulationen und zugehörigen Debriefings. Ihre Rolle ändert sich über einen Kursverlauf und beinhaltet instruierende und moderierende Elemente. Instruktoren haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Arbeit zu erleichtern, z. B. gut geplante Szenarien oder die Zusammenarbeit mit Kollegen. Instruktoren haben einen gewichtigen Einfluss darauf, wie sich Simulation als Sozialpraxis entfaltet und welche Dynamiken des Zusammenspiels umgesetzt werden. Diese Dynamiken sind je nach Einsatzzweck unterschiedlich. Weltweit werden verschiedene Wege angeboten, um Instruktorenkompetenz zu erwerben.
Peter Dieckmann, Walter Eppich

Interdisziplinäre Praxis der Simulation

Frontmatter
Kapitel 17. Entwicklung von Simulationsszenarien
Zusammenfassung
Szenarien bilden eine Grundlage des Simulationstrainings. Die Möglichkeit, ad hoc ein Szenario zu trainieren sollte der Vergangenheit angehören. Basierend auf den Bedürfnissen und den Lernzielen der Teilnehmer, sollten Szenarien eingeteilt in einzelne Phasen erstellt werden. So sind sie auswertbar und stellen einen hohen Wert für das folgende Debriefing. In diesem können die festgelegten Lernziele dann strukturiert angesprochen werden.
Bastian Grande, Carl Schick, Alfons Scherrer, Hubert Heckel, Andrina Nef, Adrian Marty, Michaela Kolbe
Kapitel 18. Bitte einsteigen: Das Simulationserlebnis startet hier
Zusammenfassung
Skills-Trainer und Simulatoren ermöglichen es, klinische Befunde zuverlässig auf Knopfdruck darzustellen. Der Schwierigkeitsgrad oder die Komplexität lassen sich jederzeit dem Wissensstand der Teilnehmer anpassen. Der korrekte Umgang mit medizintechnischen Geräten sollte in einer ruhigen Lernumgebung geschehen und nicht in einer Notfallsituation mit einem Patienten. Die Möglichkeit, manuelle Fertigkeiten ohne Gefahrenpotenzial für Patienten erlernen zu können, ist eine weitere Option, Skills-Trainer und Simulatoren sinnvoll in die Ausbildung neuer Mitarbeitender im Gesundheitswesen einzubinden. Die Paradedisziplin in der simulationsbasierten medizinischen Ausbildung ist das Trainieren von realitätsnahen Situationen aus dem klinischen Alltag. Ganz wichtig ist, dass nicht nur einzeln, sondern auch in Teams trainiert wird. Deren Konstellation soll bezüglich Anzahl involvierter Mitarbeitender, Professionen und Disziplinen den tatsächlichen Gegebenheiten in der Abteilung oder auf Station möglichst entsprechen. Simulationsszenarien mit Teaminteraktionen sollten korrekt und konstruktiv nachbesprochen werden.
Stefan Gisin
Kapitel 19. Mobile In-situ-SimulationSimulation in situ – „Train where you work“
Zusammenfassung
Die mobile Simulation vor Ort (In-situ-Simulation) ermöglicht neben den allgemeinen positiven Effekten auf das Team, zusätzlich die Strukturen und Prozesse am realen Ort der Patientenbehandlung zu überprüfen und zu optimieren. Damit können Simulationstrainingseffekte potenziert werden. Auch logistisch kann die In-situ-Simulation Vorteile bringen: Die eigenen Mitarbeiter müssen nicht auf Dienstreise, und es ist eher möglich, alle Teammitglieder gemeinsam am Training teilnehmen zu lassen. Der Haupteffekt von In-situ-Simulationen liegt aber in der Möglichkeit, das reale Team, so wie es normal zusammenarbeitet, am realen Arbeitsplatz unter kritischen Bedingungen trainieren zu können und die dabei bemerkten Probleme direkt im Team optimieren zu können. Ebenso, ganz im Sinne von „Safety-2“ (nach Hollnagel), können besonders gute Abläufe bemerkt und fest verankert werden. Jede Abteilung mit potenziell kritischen Patienten sollte mindestens einmal im Jahr ein In-situ-Simulationstraining durchführen. Werden diese Trainings zumindest ab und zu von extern durchgeführt, hat man dazu noch einen Peer-Review-Effekt (Blick über den Tellerrand, Erkennen von blinden Flecken).
Marcus Rall
Kapitel 20. Simulation des schwierigen AtemwegsAtemweg schwieriger
Zusammenfassung
Die Sicherung der Atemwege ist eine der Kernaufgaben für Anästhesisten, Notfall- und Intensivmediziner und stellt hohe Ansprüche an den behandelnden Arzt. Übungsmodelle für das Atemwegsmanagement gibt es in verschiedenen Versionen mit unterschiedlichen Trainingszielen. Ihr Vorteil ist, dass der Lernende ausreichend Zeit zur Verfügung hat, um die Handhabung und Anwendung einer Technik zu trainieren und ggf. mögliche Variationen auszuprobieren. Moderne Full-Scale-Simulatoren zeichnen sich durch eine erweiterte Palette der Atemwegsmodifikationen aus. Simulationsbasierte Szenarien eignen sich hervorragend zum Training spezieller, auch seltener klinischer Anforderungen zum Management des schwierigen Atemweges. Sie gewährleisten eine bessere Vorbereitung vor schwierigen Situationen und tragen potenziell nicht nur zur Reduktion der Morbidität und Mortalität bei, sondern können auch effektiv Kosten durch Auslagerung zeitintensiver Trainingsinhalte senken.
Arnd Timmermann, Michael Müller
Kapitel 21. Simulation in der AnästhesieSimulation in der Anästhesie
Zusammenfassung
In der Anästhesie existieren simulatorbasierte Curricula seit über 50 Jahren. An den verfügbaren Simulatoren können Fertigkeiten, Abläufe sowie Problemlösefähigkeiten erlernt werden. Bei der Entwicklung eines Curriculums empfiehlt sich die strukturierte 6-stufige Vorgehensweise nach Kern. Besonders hervorzuheben ist die Auswahl der Lehrmethoden. Sofern die Simulation als geeignete Methode gewählt wird, ist der Simulator zu bevorzugen, der zur Erreichung der Lernziele als geeignet erscheint. Neben dem Realitätsgrad des Simulators ist auch die Simulationsumgebung von Bedeutung: Die Arbeitsumgebung der Trainingsteilnehmer sollte möglichst realitätsnah abgebildet werden. Idealerweise trainiert der Teilnehmer in seiner gewohnten Umgebung und mit den Geräten (Medizintechnik), die er täglich bedient.
Michael Müller, Arnd Timmermann
Kapitel 22. Simulation in der IntensivmedizinSimulation in der Intensivmedizin
Zusammenfassung
Die Intensivmedizin stellt einen besonders komplexen und zugleich fehleranfälligen Bereich der Medizin dar. Mithilfe der Simulation können seltene und kritische Notfälle, aber auch die Prinzipien des Crisis Resource Management (CRM) effektiv trainiert werden. Damit trägt Simulation als Teil einer Sicherheitskultur zu einer Verbesserung der Patientenversorgung bei. Besondere Herausforderungen bestehen in der Darstellung einer dem Lernziel angemessenen Realität.
Georg Breuer, Stephan Hüttl, Torsten Schröder
Kapitel 23. Simulation in der Notfallmedizin – stationäre Simulation
Zusammenfassung
Notfallmedizinische Teams sind sowohl prä- als auch innerklinisch häufig sog. „Ad hoc-Teams“ mit immer wieder wechselnden Teamkonstellationen, und die Rahmenbedingungen für die Patientenversorgung sind oft alles andere als optimal. Somit drängt sich simulationsbasiertes Teamtraining als eine geeignete Trainingsmethode geradezu auf. Die Schnittstellen, an denen der Patient von einem Team zum anderen übergeben wird, sind nicht nur für die realen Teams besonders anspruchsvoll, sondern auch deren Abbildung innerhalb eines Simulationstrainings. So kann versucht werden, aus den Schnittstellen Interaktionsstellen werden zu lassen. Die Palette von Patientensimulatoren und die Möglichkeit, diese mit anderen Simulationsmethoden zu kombinieren, sind mittlerweile groß. Wichtig für die Auswahl ist die Abstimmung des Simulators auf die Lernziele. Die diversen Patientensimulatoren stellen unterschiedliche Altersstufen vom Neugeborenen bis (geschlechtsspezifisch) zum Erwachsenen dar und werden im Bereich der Akut- und Notfallmedizin auch mit Skill-Trainern oder schauspielenden Instruktoren bzw. standardisierten Patienten kombiniert. Zum Teil werden auch Hybridsimulationen oder fiktive Patienten zum Training eingesetzt. Simulationssoftware spielt hier eher eine untergeordnete Rolle. Der jeweils am besten geeignete Trainingsort (Simulationszentrum vs. In-situ-Training) sollte unter Abwägung der jeweiligen Rahmenbedingungen und der intendierten Lernziele ausgewählt werden.
Bert Urban, Marc Lazarovici, Benedikt Sandmeyer
Kapitel 24. Simulatortraining in der inneren Medizin
Zusammenfassung
Simulationsbasiertes klinisches Training ist geeignet, um die medizinische Fort- und Weiterbildung in der inneren Medizin zu verbessern und damit die Patientensicherheit zu erhöhen. Die Auswahl der Simulatoren muss auf der Basis eines zugrunde liegenden Curriculums mit klar definierten Lernzielen getroffen werden, wobei das Curriculum die Auswahl der Simulatoren bestimmen sollte und nicht umgekehrt. Simulatoren können entweder für prozedurales Training oder für CRM-Training eingesetzt werden. Simulationsbasiertes Training ist derzeitig besonders gut geeignet für die Vermittlung basaler Kenntnisse interventioneller Verfahren in der inneren Medizin. Entscheidend für den Erfolg von Simulationstraining sind erfahrene und motivierte Ausbilder. Simulationstraining sollte idealerweise nicht nur an Simulationszentren im Rahmen zentraler Trainingskurse angeboten werden, sondern an allen Universitäten und Lehrkliniken als dezentrales ausbildungsbegleitendes Individualtraining. Die derzeitig zur Verfügung stehenden Virtual-Reality-Simulatoren weisen zwar noch technische Limitationen auf, sind aber mittlerweile recht zuverlässig geworden.
Wolfram Voelker, Friedrich P. Gauper
Kapitel 25. Simulation in der ChirurgieSimulation in der Chirurgie
Zusammenfassung
Der Simulation operativer Techniken kommt unter den Aspekten der zunehmenden Ökonomisierung der Medizin und der kritischen Auseinandersetzung mit medizinischen Fehlern eine immer größere Bedeutung zu. In der chirurgischen Simulation lassen sich 2 Ansätze unterscheiden: Die nicht computerbasierte Simulation (NCBS) verwendet eine physikalische Simulation. Hierbei werden Boxtrainer, Organpräparationen oder Tiermodelle eingesetzt. In der computerbasierten Simulation (CBS) wird eine virtuelle Realität geschaffen, mit der prinzipiell beliebige Operationsszenarien trainiert werden können. Beide Ansätze eignen sich zur Simulation sowohl konventioneller als auch minimalinvasiver Techniken. Die Simulation in der Chirurgie ist jedoch nur ein Teil eines didaktischen Konzeptes, das von Lernzielen, theoretischem Hintergrund und einer Lernzielkontrolle flankiert werden sollte.
Kai Lehmann, Jörn Gröne
Kapitel 26. Simulation in der GeburtshilfeSimulation in der Geburtshilfe
Zusammenfassung
Das geburtshilfliche Training am Phantom hat einen traditionell hohen Stellenwert. Die räumlichen Verhältnisse des weiblichen Beckens und des Kindes unter der Geburt lassen sich am Modell am besten darstellen. Die modernen Möglichkeiten der Überwachung von Mutter und Kind im Verlauf einer Geburt fordern vom betreuenden Team die Integration von Daten, die über den mechanischen Geburtsfortschritt weit hinausgehen. So tritt neben der Darstellung von geburtsmechanischen Fragestellungen v. a. auch der interdisziplinäre und interprofessionelle Aspekt in den Vordergrund. Es gibt nur im Schockraum ähnlich große und diverse Teams wie in einem modernen Kreißsaal im Angesicht eines geburtshilflichen Notfalls. Gleichzeitig ist in keiner Fachdisziplin die Schadensschwere im Einzelfall so hoch wie in der Geburtshilfe. Einer der großen Vorteile der Simulation in der Geburtshilfe liegt neben der Reduzierung von fachlichen Fehlern in der Möglichkeit, allen Teilnehmern einen Einblick in die Denk- und Vorgehensweise der Nachbardisziplinen zu ermöglichen. Moderne Geburtssimulation muss daher beides leisten: wichtige Aspekte der Geburtsmechanik didaktisch sinnvoll vermitteln und gleichzeitig auch die Möglichkeiten der High-Fidelity-Simulation und ihrer Team-bildenden Aspekte in den Fokus rücken. Dieses Kapitel gibt hier erste Anhaltspunkte.
Franz Kainer, Christoph Scholz, Corinna Mann
Kapitel 27. Simulation in der KinderakutmedizinKinderakutmedizin
Zusammenfassung
Das Entwickeln eines Curriculums ist etwa wie das Kochen eines Rezeptes für Gäste. Es braucht den Koch, oder die Köchin, es braucht passende Zutaten und eine Strategie, wie, womit und in welcher Reihenfolge die Zutaten miteinander vermischt werden sollen. Mitunter sorgt die Infrastruktur für das gute Gelingen, und die Gäste loben den Geschmack des gekochten Gerichts. Die meisten Curricula sind kompetenzbasiert. Das heißt, am Ende der Weiterbildung steht eine demonstrierbare Entität aus kognitiven, psychomotorischen und affektiven Fertigkeiten. Die Simulation ist eine optimale Lehrstrategie für die Implementierung dieser kompetenzbasierten Curricula. Die Lernziele können den Bedürfnissen des Lernenden angepasst und gezielt trainiert werden. Gerade in einem Arbeitsumfeld, in dem die Expositionsrate tief ist, wie in der Kinderakutmedizin ist ein effektives Lernen und Trainieren ohne die Simulation kaum vorstellbar. Das folgende Buchkapitel beschreibt den allgemeinen Prozess der Curriculum-Entwicklung und deren Implementierung mithilfe der Simulation. Anhand praktischer, konkreter Beispiele wird auf die spezifischen Bedürfnisse verschiedener Fachbereiche der Kinderakutmedizin eingegangen.
Eva-Maria Jordi Ritz, Christoph Eich
Kapitel 28. Simulationsausbildung im Sanitätsdienst der Bundeswehr
Zusammenfassung
Man war im militärischen Bereich schon immer darauf angewiesen, an Modellen zu trainieren. Im Sanitätsdienst der Bundeswehr muss man mit Gegebenheiten umgehen, die im zivilen Bereich nicht derart präsent sind. Deshalb besteht für den Sanitätsdienst der Bundeswehr ein hoher Bedarf für einsatzorientiertes und stressinduziertes Handlungstraining, um damit dem Sanitätsdienstpersonal rettungsmedizinische Handlungskompetenz während Kampfhandlungen zu vermitteln. Im Sanitätsdienst der Bundeswehr gelten grundsätzlich dieselben Regeln der ärztlichen Kunst sowie dieselben gültigen Leit- und Richtlinien der zivilen Fachgesellschaften und Vorgaben der ärztlichen Selbstverwaltung wie in zivilen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Insbesondere im Bereich der präklinischen Verwundetenversorgung (beispielsweise im Gefecht) ergeben sich Unterschiede zur zivilen Welt, die berücksichtigt werden müssen. Hier eignen sich Simulationstechniken besonders gut für den Erwerb entsprechender Fähigkeiten.
Joachim Hoitz, Michael Braun, Lars Schneidereit, Marc Jurić, Christopher Görsch, Kevin Röhrborn
Kapitel 29. Simulation in der RettungsdienstausbildungSimulationin der Rettungsdienstausbildung
Zusammenfassung
Die Rettungsdienstausbildung in Deutschland hat sich über die letzten Jahrzehnte stark verändert. Mit der aktuellen Neuausrichtung der Ausbildung vom Rettungsassistenten zum Notfallsanitäter scheint es nun an der Zeit, über neue Ausbildungskonzepte nachzudenken und diese in die Curricula einfließen zu lassen. Geleitet durch diesen Gedanken, gehen die Autoren folgenden Fragen nach: Welchen Stellenwert hat heute die „Simulation“ als Lehr-Lern-Methode in der deutschen Notfallsanitäterausbildung? Welche offiziellen Aussagen zur Implementierung von Simulation in den Ausbildungsgang gibt es bislang? Warum kann es mit Blick auf den Berufsalltag eines Notfallsanitäters gewinnbringend sein, Teilschritte der Ausbildung in einen Simulator zu verlegen? Inwiefern kann Simulation als sog. dritter Lernort die Transferleistungen der Auszubildenden unterstützen? Der Text soll zum tieferen Nachdenken über die didaktische Ausrichtung in der Notfallsanitäterausbildung und zur Diskussion anregen.
Timo Friedrich, Michael Langner, Peter Sigmund
Kapitel 30. Simulation in der Berufsbildung der PflegeSimulation in der Berufsbildung der Pflege
Zusammenfassung
Dieses Kapitel widmet sich dem pflegespezifischen Blick auf die Simulation. Das Anliegen der Autorinnen ist es, einen Einblick in die wichtigsten Aspekte von Simulation in der Pflegebildung zu geben. Dabei soll auf die Besonderheiten von Simulationen im Feld des Pflegeberufs ebenso eingegangen werden wie auf die Bedürfnisse und den Profit von Lernenden beim Einsatz von Simulationen. Die beispielhafte Beschreibung der Umsetzung von Simulation an der Berufsfachschule für Krankenpflege in Kempten zeigt, welche pädagogischen und organisatorischen Herausforderungen dabei an das Lehrpersonal gestellt werden.
Angelika Kirsten, Dunja Kagermann
Backmatter
Metadaten
Titel
Simulation in der Medizin
herausgegeben von
Dr. Michael St.Pierre
Dr. Georg Breuer
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-54566-9
Print ISBN
978-3-662-54565-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54566-9

Update AINS

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.