Erschienen in:
01.12.2010 | Originalarbeit
Simultane 3D-Bestimmung der glenohumeralen Gelenkkonfiguration, Humeruskopfzentrierung und Skapularposition bei Patienten mit atraumatischer Schulterinstabilität
verfasst von:
PD Dr. R. von Eisenhart-Rothe, H.O. Mayr, S. Hinterwimmer, H. Graichen
Erschienen in:
Obere Extremität
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Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die In-vivo-Identifikation der jeweiligen insuffizienten Stabilisatoren bei Patienten mit atraumatischer Schulterinstabilität ist häufig schwierig, was die Einleitung einer individuellen, kausalen Therapie sehr problematisch gestaltet.
Hypothese
Die atraumatische Schulterinstabilität ist eine inhomogene Entität mit variierenden Veränderungen der aktiven und passiven Stabilisatoren. Dies könnte ein Grund für die teilweise unbefriedigenden Behandlungsergebnisse sein.
Studiendesign
Fall-Kontroll-Studie; Level of evidence: 3.
Methoden
Die Schultern von 28 Gesunden und beide Schultern von 14 Patienten mit atraumatischer Instabilität und multidirektionaler Laxität wurden in verschiedenen Armpositionen in einem offenen MRT untersucht. Unter Einsatz von 3D-Bildverarbeitungstechniken erfolgte zunächst die Bestimmung der statischen Stabilisatoren (3D-Glenoidgröße und -retroversion, Humeruskopfradius sowie Krümmung des Glenoids). Zusätzlich wurden die aktiven Stabilisatoren im Sinne der glenohumeralen Zentrierung und Skapulakinematik ermittelt.
Ergebnisse
Schultern mit atraumatischer Instabilität wiesen im Mittel eine erhöhte Glenoidretroversion auf beiden Seiten auf, wobei der Unterschied auf der betroffenen Seite signifikant war (9,4±4,8° vs. gesunde Probanden 3,9±1,3°; p<0,05) mit einer Spannweite von 2,6–16,6°. Die Krümmungsanalyse zeigte im Mittel eine signifikant geringere Glenoidkonkavität mit einem korrespondierenden erhöhten Radius des knöchernen Glenoids (103, mm vs. gesunde Probanden 41,7 mm). Das Ausmaß dieser Veränderungen variierte jedoch erheblich zwischen den einzelnen Individuen. Der Vergleich dieser Ergebnisse mit der glenohumeralen Zentrierung sowie der Skapularposition bei diesen Patienten zeigt, dass isolierte Veränderungen der aktiven Stabilisatoren existieren, nicht jedoch der Passiven.
Schlussfolgerung
Die atraumatische Schulterinstabilität ist eine inhomogene Entität mit unterschiedlichen Veränderungen der aktiven (und passiven) Stabilisatoren. Das Ausmaß der Veränderungen variierte wesentlich zwischen den Individuen, wobei jedoch vier unterschiedliche Typen beobachtet werden konnten. Die vorgestellten In-vivo-Daten erlauben einen verbesserten Einblick in die spezifische Pathomechanik mit dem Ziel eine kausale Therapie einzuleiten.