Erschienen in:
14.02.2017 | Antibiotika | Übersichten
Sind Darmbakterien an der Entstehung der Anastomoseninsuffizienz beteiligt?
Eine Übersicht über experimentelle und klinische Arbeiten
verfasst von:
Prof. Dr. H. M. Schardey, S. Rogers, S. K. Schopf, T. von Ahnen, U. Wirth
Erschienen in:
coloproctology
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Sonderheft 1/2018
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Zusammenfassung
Es ist experimentell und klinisch erwiesen, dass eine präoperativ begonnene und in die erste postoperative Phase der Wundheilung hinein fortgesetzte lokale antimikrobielle Prophylaxe mit nichtresorbierbaren Antibiotika in der Prävention der Anastomoseninsuffizienz (AI) wirksam ist. Diese Antibiotika sollten gegen intestinale gramnegative und grampositive Pathogene gerichtet sein und mit einer perioperativen systemischen Antibiotikaprophylaxe kombiniert werden. Die Fakten verdichten sich dahingehend, dass die Anastomoseninsuffizienz (AI) eine primär mikrobielle Pathogenese hat. Sie wird durch potenziell pathogene Mikroorganismen verursacht, wie z. B. E. faecalis und P. aeroginosa, welche die Fähigkeit erworben haben, Kollagene und intestinales MMP9 zu spalten. Das chirurgische Trauma, aber auch operativ verursachte Ischämien, scheinen genotypische und phänotypische Veränderungen der kommensalen Darmbakterien zu induzieren, wodurch diese in gewebezerstörende und dadurch insuffizienzverursachende Krankheitserreger mutieren. Weiterführende Untersuchungen und klinische Studien werden aktuell durchgeführt. Antibiotika schädigen das schützende endogene Mikrobiom und fördern die Resistenzentwicklung. Deshalb muss es Ziel sein, Therapien zu finden, die das Mikrobiom nicht zerstören. Ein Ansatz in diese Richtung bieten möglicherweise nichtmikrobizide Arzneimittel, wie phosphatbeladene Polyetheleneglycolpolymere, welche die mikrobielle Virulenzexpression potenziell pathogener Mikroorganismen bei gleichzeitigem Erhalt des schützenden Mikrobioms unterbinden können.