Erschienen in:
01.02.2016 | Leitthema
Sozioökonomische Unterschiede im Rauchverhalten bei Jugendlichen
Eine ländervergleichende Perspektive zum Stellenwert individueller und makrostruktureller Faktoren
verfasst von:
Dr. rer. pol. Timo-Kolja Pförtner, Katharina Rathmann, Irene Moor, Anton E. Kunst, Matthias Richter
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes wurde auf Basis internationaler Vergleichsstudien untersucht, welche Faktoren sozioökonomische Unterschiede im Rauchverhalten von Jugendlichen begleiten und erklären können. Der vorliegende Beitrag stellt die gewonnenen Ergebnisse vor und diskutiert ihre Implikationen für Politik und Forschung.
Methode
Die Ergebnisse basierten auf der „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“-Studie aus dem Jahr 2006 und umfassten mehr als 50.000 Jugendliche in 37 Ländern. Im Mittelpunkt stand der Zusammenhang zwischen familiärem Wohlstand und wöchentlichem Rauchen (regelmäßiges, mindestens einmal wöchentliches Rauchen) bei Jugendlichen. Als Erklärungsdeterminanten wurden auf der Individualebene Faktoren zu den psychosozialen Ressourcen und Belastungen der Schule, Familie und Peers hinzugezogen. Auf der Länderebene wurden das nationale Einkommen, verschiedene Tabakkontrollpolitiken und die externe Differenzierung im Bildungssystem berücksichtigt.
Ergebnisse
Die psychosozialen Faktoren der Schule und Familie erklärten einen Großteil der Ungleichheiten im Rauchverhalten von Jugendlichen. Im internationalen Vergleich zeigten sich größere Ungleichheiten im Tabakkonsum in reicheren Ländern. Länder mit höheren Tabakpreisen zeigten hingegen eine geringere Ungleichheit und bei Jungen eine allgemein geringere Prävalenz von Rauchen. Differenziertere Bildungssysteme wiesen hingegen zwar geringere Ungleichheiten im Rauchverhalten von Mädchen auf, aber auch eine vergleichsweise hohe Rauchprävalenz. Größere soziale Ungleichheiten im Rauchverhalten zeigten sich zudem in Ländern, die einen größeren Umfang an Präventionsmaßnahmen gegen das Rauchen besaßen (bei Jungen) und mehr Geld in die Tabakkontrollpolitik investierten (bei Mädchen).
Fazit
Die Erfahrungen in reicheren Ländern zeigen, dass die Tabakprävention mit Blick auf sozial benachteiligte Personen weiter verstärkt werden muss. Anknüpfungspunkte zur Reduktion der allgemeinen Rauchprävalenz und der sozioökonomischen Ungleichheiten im Rauchverhalten liefern einerseits die Stärkung der psychosozialen Ressourcen in Familie und Schule, aber auch eine Erhöhung der Tabakpreise.