Erschienen in:
01.05.2015 | Originalien
Spätsprecher im Kindergartenalter
verfasst von:
Dr. rer. nat., Dipl.-Psych. S. Kademann, S. Sachse, W. von Suchodoletz
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 5/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die klinische Relevanz eines verspäteten Sprechbeginns ist umstritten.
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie bei einsprachig deutsch aufwachsenden Spätsprechern („late talkers“, LT) die sprachliche Entwicklung bis ins mittlere Kindergartenalter verläuft und wie häufig mit persistierenden Sprachauffälligkeiten zu rechnen ist.
Material und Methode
In einer Längsschnittstudie wurden die sprachlichen Leistungen von 46 LT und 40 Nichtspätsprechern („non-late talkers“, NLT) im Alter von 4½ Jahren erneut untersucht. Grammatische und semantische Fähigkeiten wurden mit standardisierten Tests und mithilfe einer Spontansprachanalyse beurteilt. Außerdem wurden die Lautbildungsfähigkeit und die Vorläuferfertigkeiten für den Schriftspracherwerb überprüft.
Ergebnisse
Mit 4½ Jahren lagen die Leistungen der LT auf allen Sprachebenen signifikant unter denen der NLT. Es hatten 43 % der LT Sprach- und 41 % Lautbildungsauffälligkeiten. Von den LT waren 37 % logopädisch behandelt worden. Auch unter den NLT waren einzelne Kinder sprachauffällig.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass ein verzögerter Sprechbeginn ein Hinweis auf schwache Sprachkompetenzen und ein Zeichen eines Risikos für persistierende Sprachauffälligkeiten ist. Spätsprecher sollten deshalb frühzeitig erfasst und gefördert werden. Da aber über die Hälfte der LT keine anhaltenden Sprachauffälligkeiten zeigen, sind kostenintensive Interventionen in den meisten Fällen nicht gerechtfertigt. Empfehlenswert ist unter Berücksichtigung von Effektivität und Kosten-Nutzen-Verhältnis die systematische Anleitung der Eltern zu sprachförderndem Verhalten in Kleingruppen.