Kann Sport in jungen Jahren vor Arteriosklerose schützen?

Arteriosklerose ist ein Prozess, der bereits früh im Leben beginnt, langsam über Jahre hinweg fortschreitet und sich nicht rückgängig machen lässt. Um die Gefäße dauerhaft elastisch zu halten, gilt es, frühzeitig vorzubeugen. Sport im Kindes- und Jugendalter scheint dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine geringe Ausdauerfähigkeit und Muskelkraft im frühen Erwachsenenalter gelten als kardiovaskuläre Risikofaktoren. Im Umkehrschluss müssten sich viel Bewegung und Sport in jungen Jahren positiv auf die langfristige Gefäßgesundheit auswirkt. Bewiesen ist dieser Zusammenhang bislang nicht. Zum einen fehlen Langzeitdaten, zum anderen lieferte eine Analyse aus dem Jahr 2020 völlig gegensätzliche Ergebnisse. Demnach wiesen Sportler mittleren Alters weitaus häufiger arteriosklerotische Veränderungen in den Koronarien auf als weniger sportliche Gleichaltrige. Neue Ergebnisse präsentierte nun ein Forscherteam der Universität Umeå in Schweden. Sie hatten bei rund 800 Männern den Zusammenhang von subklinischer Arteriosklerose im Alter von rund 60 Jahren mit der körperlichen Fitness im jungen Erwachsenenalter überprüft. Die Männer waren mit 18 Jahren im Zuge der Wehrtauglichkeitsprüfung auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit hin untersucht worden. Dokumentiert wurde neben der maximalen Ausdauerfähigkeit auch die isometrische Muskelkraft. Bei der Gefäßsonografie rund 40 Jahre später, die im Rahmen der VIPVIZA(Visualization of asymptomatic atherosclerotic disease for optimum cardiovascular prevention)-Studie durchgeführt worden war, wurde in den Karotiden nach Plaques gesucht und die Intima-Media-Dicke (IMT) gemessen. Hohe Fitness – weniger Plaques Bei über der Hälfte der Teilnehmer (62%) konnten Plaques in den Karotiden sonografisch dargestellt werden, bei einer medianen cIMT von 0,78 mm. Männer, die in der Jugend über eine gute Ausdauer verfügten, wiesen seltener Plaques auf als Probanden mit ehemals geringer Ausdauerfähigkeit (56% vs. 65%). Eine gute körperliche Fitness war demnach gemäß adjustierter Regressionsanalyse mit einer um 19% geringeren Wahrscheinlichkeit für Plaques assoziiert. Berücksichtigt wurden unter anderem Faktoren wie Bildungsgrad sowie familiär gehäuft auftretende frühzeitige kardiovaskuläre Ereignisse. Für die Muskelkraft war ein solcher Zusammenhang nicht nachweisbar. Interessanterweise war kein kardiovaskulärer Risikofaktor für sich allein genommen entscheidend für den günstigen Effekt einer guten Ausdauerfähigkeit für die spätere Plaquewahrscheinlichkeit, weder im frühen noch im späteren Lebensalter. Für das Risikoprofil im höheren Alter, mit den Faktoren BMI, systolischer Blutdruck, LDL-Cholesterin- und Triglyzeridspiegel sowie Glukosetoleranz, fand sich hingegen schon ein indirekter Effekt. Sport im Kindes- und Jugendalter als Arterioskleroseprävention Eine gute Ausdauerfähigkeit im jungen Erwachsenenalter ist – unabhängig von der Muskelkraft – mit einer geringeren Plaqueprävalenz im höheren Lebensalter verbunden, so das Resümee der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Schweden. Eine hohe Ausdauerfähigkeit scheint aber nicht über einzelne kardiovaskuläre Risikofaktoren Einfluss auf den Arterioskleroseprozess zu nehmen, sondern eher über das gesamte Risikoprofil im höheren Alter, wie das Forscherteam aus Schweden ausführt. Sie vermuten, dass mit steigender Kondition nicht nur Arteriosklose begünstigende Faktoren weniger werden, sondern auch die Regenerationsfähigkeit der Gefäße steigt. „Außerdem pflegen Menschen, die schon in jungen Jahren körperlich aktiv sind, meist auf lange Sicht einen gesünderen Lebensstil.“ Doch unabhängig von den zugrundeliegenden Mechanismen unterstreichen die Ergebnisse aus Sicht der Forschenden, wie wichtig regelmäßiger Sport gerade in jungen Jahren ist. Dabei habe über die letzten 20 Jahre die körperliche Fitness der Schweden eher nachgelassen, insbesondere bei den 18- bis 34-Jährigen. Aus Sicht der Medizinerinnen und Mediziner ein besorgniserregender Trend, der mit aller Kraft gestoppt werden müsse. Kinder und Jugendliche wieder für Sport und regelmäßige Bewegung zu begeistern, sei eine der wichtigsten Aufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist der Trainingszustand im jungen Erwachsenenalter mit dem späteren Arterioskleroserisiko assoziiert? Antwort: Probanden, die im Alter von 18 Jahren über eine hohe Ausdauerfähigkeit verfügten, hatten ein um 19% geringes Risiko, rund 40 Jahre später Plaques in den Karotiden aufzuweisen, als weniger fitte Probanden. Ein Zusammenhang mit der Muskelkraft fand sich nicht. Bedeutung: Besonders im Kindes- und Jugendalter sollte auf die körperliche Fitness geachtet werden. Einschränkung: Rückschlüsse auf Kausalität sind nicht möglich; ausschließlich männliche Teilnehmer.

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