Mehr Lebensqualität durch Stimmrehabilitation

Der Verlust der Stimme nach Laryngektomie beeinträchtigt den Alltag erheblich. Daher sollte das Versorgungskonzept neben der onkologischen Nachsorge auch eine individuell angepasste Stimmrehabilitation umfassen. Die Wiederherstellung der Kommunikationsfähigkeit nach Laryngektomie sei für die Lebensqualität des Patienten von großer Bedeutung, betonte Priv.-Doz. Dr. Michael Herzog, Klinik für HNO-Krankheiten, Kopf- und Halschirurgie Cottbus. Die für die Stimmrehabilitation gebräuchlichen Verfahren basieren auf dem gleichen physikalischen Grundprinzip: Schleimhaut und Muskulatur des Neopharynx, des Mundbodens und der Zunge werden in Schwingung versetzt. Dadurch entsteht eine Grundfrequenz, die in der Mundhöhle moduliert werden kann. Ein Verfahren, mit dem sich rasch und einfach eine Stimmrehabilitation erzielen lässt, ist die externe Stimulation durch einen auf den Mundboden aufgesetzten Vibrationsgeber. Die Stimme hat dabei jedoch einen blechernen Klang und ist leise, der Stimmumfang eingeschränkt. Bei der Ruktussprache erfolgt eine interne Stimulation durch Schlucken von Luft, die beim Entweichen moduliert wird. Das verfügbare Reservoir aus dem Magen und dem Ösophagus ist dabei jedoch gering, so dass nur kurze Sprechphasen möglich sind, bevor erneut Luft geschluckt werden muss. Bei intensivem logopädischem Training können zwar gute Erfolge erzielt und die Schluckunterbrechungen auf kaum wahrnehmbare Pausen reduziert werden, dies zu erlernen sei jedoch langwierig, sagte Herzog. Eine Alternative ist, durch eine Stimmprothese das wesentlich größere Luftreservoir der Lunge zur internen Stimulation zu nutzen. Dazu ist die Anlage eines Shuntventils zwischen Ösophagus und Trachea erforderlich, durch das die Ausatemluft aus der Lunge umgelenkt wird. Damit kann eine zügige Stimmrehabilitation direkt nach der Laryngektomie erzielt werden. Die Stimme ist kräftiger, der Stimmumfang größer und längere Sprechperioden sind möglich. Nachteil ist allerdings die Aspirationsgefahr. Management von Komplikationen in der HNO-Praxis Die Stimmprothese bringe eine Reihe von Komplikationen mit sich, die eine enge Anbindung an eine HNO-ärztliche Versorgung erfordern, so Herzog. Häufig kommt es zu einer Stimmaphonie, die auch bei Ruktussprechern auftreten kann. Dabei wird durch eine Hypertonie der Pharynxmuskulatur die Stimmgebung erschwert und die Stimme klingt gepresst. Als gute Therapieoption nannte Herzog die transkutane oder transorale Injektion von Botulinumtoxin. Bei der Verwendung von Shuntventilen kommt es langfristig bei den meisten Patienten zu einer Prothesenleckage. Es sei nicht zu vermeiden, dass das Silikon der Stimmprothese nach und nach von der körpereigenen Keimflora bewachsen wird, erklärte Herzog. Das kann zu einer Schlussinsuffizienz der Ventilklappe führen, so dass Flüssigkeit durch die Prothese übertritt. Dieses Problem kann einfach und ohne Narkose im Behandlungsstuhl durch einen Wechsel der Stimmprothese gelöst werden. Eine weitere Komplikation ist die periprothetische Leckage, bei der Flüssigkeit an der Prothese vorbei in die Trachea penetriert. Um dies zu beheben, können Silikonunterlegscheiben appliziert oder eine Augmantation mit Eigenfett oder Hyaluronsäure vorgenommen werden. Bei ausgedehnter Stimmfistelerweiterung können individuell angepasste Epithesen eine Lösung sein. basierend auf: Herzog M.: Stimmrehabilitation nach Laryngektomie. 50. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte, Mannheim, 27. Oktober 2016

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