Erschienen in:
16.02.2017 | Notfallmedizin
Folgen einer unzureichenden Krankenhaus-Katastrophenplanung
Betrachtung anhand eines Risikomodells
verfasst von:
Prof. Dr. E. Pfenninger, H. Güzelel
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nach gesetzlichen Vorgaben müssen Krankenhäuser Alarm- und Notfallpläne erstellen und fortführen. Der Alarm- und Notfallplanung wird in Kliniken jedoch oftmals weder von Krankenhausverwaltung, ärztlichen Mitarbeitern noch vom Pflegepersonal die genügende Bedeutung zugemessen. Vor allem Risiken, auch in finanzieller Hinsicht, als Folgen einer unzureichenden Planung werden weitestgehend nicht in Überlegungen einbezogen.
Fragestellung
Risiken werden aufgrund einer Risikoanalyse bewertet. Die Risikobewertung beurteilt, ob das Risiko vertretbar, gefährlich oder inakzeptabel ist. In die Risikoanalyse gehen Schadenausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit ein. Es sollte untersucht werden, ob sich ein Zusammenhang zwischen Risiken, Planungsqualität und Höhe des entstehenden Schadens ergibt.
Material und Methoden
Zur Visualisierung wird das Risiko in einer zweidimensionalen Risikomatrix dargestellt. Wir führten als dritte Dimension hier die Planungsqualität der Katastrophenplanung ein und berechneten die Abhängigkeit zwischen Risiko und Planungsqualität bzw. zwischen entstehender Schadenhöhe und Planungsqualität.
Ergebnisse
Es konnte gezeigt werden, dass das Risiko mit einer qualitativ schlechten Katastrophenplanung exponentiell auf inakzeptable Werte ansteigt. Die Risikobewertung inkludiert Rückschlüsse auf die Schadenhöhe, die z. B. bei Bränden, Terroralarm oder Ausfall bestimmter Infrastrukturen entstehen kann. Die Schadenhöhe lässt sich dabei als lineare Funktion abhängig vom Planungsdefizit der Notfallplanung darstellen. Je schlechter die Planungsqualität zu bewerten ist, umso höher werden die Schadenhöhe und damit das resultierende Risiko sein.
Diskussion
Risikomanagement bedeutet Risiken erkennen, Risiken bewerten und Risiken bewältigen. Hierunter wird in Kliniken meist ein Critical Incident Reporting System (CIRS) verstanden, Risikomanagement im Sinne einer Katastrophenplanung ist weitgehend unbekannt. Mit einer dreidimensionalen Risikomatrix lässt sich zeigen, dass Zusammenhänge zwischen Qualität der Katastrophenplanung und relativem Risiko bzw. auftretenden Schäden bestehen. Um die vorgestellten Thesen zu untermauern, müssen jedoch weitere Forschungsansätze konzipiert und vorgenommen werden.