Erschienen in:
22.06.2017 | Multiresistente Erreger | Leitthema
Bedeutung von Wundspüllösungen und Flüssigkeiten mit antiseptischer Wirkung in Therapie und Prophylaxe
Update 2017
verfasst von:
Prof. Dr. Christian Willy, MD, Catharina Scheuermann-Poley, Marcus Stichling, Thomas von Stein, Axel Kramer
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2017
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Zusammenfassung
Einleitung
Trotz moderner Antibiotika sowie aufwendiger prä-, peri-, intra- und postoperativer Maßnahmen zur Prophylaxe postoperativer Infektionen („surgical site infections“, SSI) konnte deren Rate nicht entscheidend reduziert werden. Die Einführung biokompatibler antiseptischer Wirkstoffe mit hohem mikrobioziden Effekt bietet in einer Zeit des zunehmenden Auftretens multiresistenter Erreger (MRE) die Option erfolgreicher Infektionsprävention und -therapie. Daher sollen Fragen zur Nutzen-Risiko-Abwägung antiseptischer Wundspüllösungen, zum prophylaktischen Einsatz zur Reduktion von SSI und zum Effekt der Instillationsanwendung bei der Vakuumversiegelungsmethode („negative pressure wound therapy combined with instillation“, NPWTi) beantwortet werden.
Methode
Vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrung mit dem Einsatz antiseptischer Wundspüllösungen wurde eine Literaturanalyse (computergestützte MEDLINE-, EMBASE- und Cochrane-Recherche, Stand April 2017) durchgeführt.
Ergebnisse
Den für die Orthopädie und Unfallchirurgie geeigneten antiseptischen Lösungen PVP-Iod, Octenidin, Polihexanid (PHMB), Natriumhypochlorit/hypochlorige Säure sowie Essigsäure ist gemeinsam, dass bisher keine Resistenzentwicklung nachgewiesen wurde und sich bei Beachtung der Kontraindikationen die antiseptische Wirkung ohne klinisch bedeutende lokale und systemische Nebenwirkungen entwickeln kann. Für die vorgestellten Substanzen gilt in der Regel, dass ein Biokompatibilitätsindex >1 vorliegt. Sie sind gegen Biofilme und multiresistente Erreger wirksam. Die aufgeführten antiseptischen Substanzen können, mit Vorbehalt für Octenidin, auch für die Vakuuminstillationstherapie (NPWTi) eingesetzt werden.
Schlussfolgerung
Für die Unfallchirurgie ist als Grundausstattung eine Auswahl von 3 verschiedenen antiseptischen Wundspüllösungen zur Reduktion der Rate posttraumatischer und -operativer Wundinfektionen zu empfehlen. Die Anwendung der Antiseptika sollte im klinischen Alltag fortlaufend überprüft und insbesondere das Augenmerk auf unerwünschte Auffälligkeiten im Heilungsverlauf gerichtet werden. Nach 7‑ bis 14-tägiger Anwendung muss die Indikation zum Einsatz der Antiseptika erneut kritisch überprüft werden.