Erschienen in:
28.09.2016 | Polytrauma | Übersichten
Computertomographie bei Polytrauma
Gibt es einen Goldstandard?
verfasst von:
Dr. Antonio Ernstberger, Prof. Dr. med. Andreas Schreyer, PD Dr. med. Stephan Schleder, Dr. med. Sebastian Baumer, Dr. univ. Katharina Angerpointner, Eva Diepold, Prof. Dr. med. Michael Nerlich
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 1/2017
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Zusammenfassung
Die Ganzkörper-CT („Traumaspirale“, „Polytrauma-CT“) stellt heute den Goldstandard in der Diagnostik des Schwerstverletzten („Polytraumatisierten“) in Deutschland dar. Untersuchungen aus dem TraumaRegister DGU® zeigen einen Überlebensvorteil für polytraumatisierte Patienten, bei denen eine CT-Diagnostik durchgeführt wurde. Doch obwohl flächendeckend in Deutschland eingesetzt und im Weißbuch der Schwerverletztenversorgung verankert, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass der Goldstandard selbst keinen Goldstandard aufweist. Sowohl die Indikationsstellung zur Traumaspirale als auch die Durchführung der Ganzkörper-CT sind vielen Variationen unterworfen. Diese Übersichtsarbeit stellt die unterschiedlichen Indikationen und Durchführungen der Traumaspirale vor und geht im Speziellen auf die Kontrastmitteldarstellung der hirnversorgenden Gefäße ein. Die Literatur zeigt hier sehr unterschiedliche Inzidenzraten (<1 bis 4,6 %) für traumatische Dissektionen. Eigene Beobachtungen zeigten bei Polytraumatisierten (ISS [Injury Severity Score] ≥ 16) eine Inzidenz von 6,6 %, in der Subgruppe der Motorradfahrer 10 %. Weiterhin zeigte sich, dass die in der Literatur aufgeführten Tracerdiagnosen/Screeningkriterien für die Kontrastmittel (KM)-Darstellung der Halsgefäße nur etwa die Hälfte der Patienten mit Carotisdissektionen erfasst hätten. Die Autoren empfehlen auf der Basis der Literatur und der eigenen Ergebnisse bezüglich der Durchführung der Traumaspirale: mindestens 16-Zeilen-CT, Lagerung der Arme Diagonal über den Torso, kraniale Computertomographie nativ, KM-Gabe, CT mit KM vom Kopf bis zu den Trochanteren.