Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Dehnverschluss der Speiseröhre
Paradoxer Sphinkter mit angiomyoelastischer Architektur
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. F. Stelzner
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 8/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die im vorliegenden Beitrag beschriebenen Untersuchungen machen deutlich, dass der Ringsphinkter, ein Urelement viszeraler Muskulatur, an der Speiseröhre zu einem doppelten Dehnverschluss, einem paradoxen Sphinkter, variiert ist. Er verschließt gedehnt und öffnet sich kontrahiert. Die Impedanzmanometrie weist nach, dass in allen Funktionen und ihren Entgleisungen immer die ganze Speiseröhre beteiligt ist. Ihre starke Elastizität ist ein Funktionselement, das in einer singulären Architektur elastischer Fasern zwischen den Muskeln nachgewiesen werden kann. Alle bisherigen Operationen für die häufige Refluxkrankheit („gastroesophageal reflux disease“, GERD) behindern mehr oder weniger den natürlichen Dehnverschluss; sie sperren ihn ein. Die Ursache der GERD ist eine Kontraktion des Ösophagus durch Verlagerung des dann versagenden Dehnverschlusses in einer bisher übersehenen, lange unsichtbaren Hernienanlage, in der Bursa infracardiaca. Die Nachspannung mit Verlagerung der Abschlusssegmente zurück in die Bauchhöhle stellt den normalen Situs wieder her. Dieses Vorgehen hat sich bewährt. Wie sich dann die Dysfunktion der ganzen Speiseröhre verhält, wissen wir nicht. Sie könnte sich beruhigen? Nur der Dehnverschluss erklärt die seltene Chalasie (nicht Achalasie); nur ein gelähmter paradoxer Sphinkter ist verschlossen. Die erfolgreiche Therapie durchtrennt nur den halben, versackten Dehnverschluss, der subepithelial liegende weiter paretische, hindert jetzt nicht mehr.