Erschienen in:
28.04.2017 | Fibromyalgiesyndrom | Originalien
Der Einfluss von Interessenkonflikten auf Leitlinienempfehlungen
Eine empirische Studie zur zweiten Aktualisierung der interdisziplinären S3‑Leitlinie zum Fibromyalgiesyndrom
verfasst von:
Prof. Dr. med. W. Häuser, F. Petzke, I. Kopp, M. Nothacker
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der Einfluss von Interessenkonflikten (IK) im Allgemeinen und von akademischen IK im Besonderen auf Leitlinienempfehlungen in der Schmerzmedizin wurde bisher nicht untersucht. Ob die Einbeziehung von Patienten und Vertretern aller relevanten Gesundheitsberufe in eine Leitliniengruppe protektiv gegen eine systematische Verzerrung des Gruppenurteils ist, wurde bisher nicht analysiert.
Methoden
Alle Mitglieder der Leitliniengruppe erklärten ihre IK gemäß dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) auf einem standardisierten Formular vor den Konsensuskonferenzen. Die Annahme bzw. Ablehnung und die Stärke des Konsensus von Empfehlungen der Leitliniengruppe der zweiten Aktualisierung der interdisziplinären Leitlinie zum Fibromyalgiesyndrom wurden bei einer anonymen Abstimmung über eine Internetplattform mittels zweifacher Auszählung (mit und ohne Einschluss von Teilnehmern mit einem themenrelevanten IK) bestimmt.
Ergebnisse
An der Onlineabstimmung nahmen 42 Personen aus fünf Gesundheitsberufen sowie Patienten teil. 12 der Teilnehmer (29 %) hatten keinen IK gemäß den festgelegten Kriterien. Bei 53 % lagen akademische und bei 33 % materielle IK vor. Bei Ausschluss von Teilnehmern mit themenrelevantem IK wurden zwei von 23 Empfehlungen (Homöopathie, Tramadol) nicht angenommen. Bei allen Abstimmungen waren Teilnehmer ohne IK in der Mehrheit.
Schlussfolgerung
Akademische IK waren häufiger als materielle IK in der Leitliniengruppe der zweiten Aktualisierung der deutschen S3-Leitlinie zum Fibromyalgiesyndrom. Der Einfluss von IK auf Empfehlungen der Leitlinie war gering. Die Einbeziehung von Betroffenen und allen relevanten Gruppen der Gesundheitsberufe in die Leitliniengruppe ist ein Schutzfaktor gegen die Beeinflussung von Leitlinien durch IK.