Erschienen in:
01.11.2012 | Leitthema
Dermatomykosen durch Haus- und Nutztiere
Vernachlässigte Infektionen?
verfasst von:
Prof. Dr. P. Nenoff, W. Handrick, C. Krüger, T. Vissiennon, K. Wichmann, Y. Gräser, G. Tchernev
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 11/2012
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Zusammenfassung
Dermatomykosen infolge Kontaktes zu Haus- und Nutztieren betreffen häufig Kinder und junge Erwachsene, hauptsächliche Erreger sind zoophile Dermatophyten. Die meist hochentzündlichen Dermatophytosen der freien Haut und Kopfhaut werden – wie seit Langem bekannt – durch Microsporum canis verursacht. Aufgrund fehlender Meldepflicht in Deutschland hat sich ein nahezu unbemerkter Erregerwandel vollzogen hin zu Infektionen durch zoophile Stämme von Trichophyton interdigitale (früher Trichophyton mentagrophytes) sowie neuerdings auch zu Trichophyton species von Arthroderma benhamiae. Bei letzterem Dermatophyten handelt es sich um die anamorphe Spezies der teleomorphen Art Arthroderma benhamiae, der ursprünglich in Fernost (Japan) beschrieben worden ist. Infektionsquelle für diese Hautpilze sind kleine Nagetiere (insbesondere Meerschweinchen), die von den Eltern der im Nachhinein von der Infektion betroffenen Kinder mit bester Absicht als Haustier in Zoohandlungen gekauft werden, ohne dass ihnen klar ist, dass damit gleichzeitig auch ein relevanter Infektionserreger erworben wird. Die Folge sind hochkontagiöse Dermatophytosen, oft eine ausgeprägte Tinea corporis, nicht selten eine Tinea capitis profunda bis hin zum Kerion Celsi. Weitere Dermatophyten, an die aktuell zu denken ist, sind Trichophyton verrucosum – der Erreger der Kälberflechte – sowie Trichophyton erinacei nach Igelkontakt. Nicht zu vergessen sind jedoch auch Hefepilze, vor allem Malassezia pachydermatis, einziger nichtlipophiler Vertreter der Gattung Malassezia, der vom Hund auf den Menschen übertragen wird. Cryptococcus neoformans hat sein Erregerreservoir ebenfalls im Tier, konkret im Vogelkot, neben pulmonalen und Zentralnervensysteminfektionen sind sekundäre, selten primäre kutane Kryptokokkosen bei meist immunsupprimierten Patienten (HIV/Aids) eine mögliche Folge des Kontaktes zu diesen Tieren.